Gaia Vincensini

Gaia Vincensini, Rigged Game, 2020, Courtesy the artist & HEAD Genève, Foto: Michel Gisbrecht
Porträt
21. September 2021
Text: Jolanda Bozzetti

Gaia Vincensini beim Kiefer Hablitzel Kunstpreis, Messe Basel, Halle 3.

Zeichnungen, Radierungen, Keramik, Kostüme, Stickarbeiten, Installationen. Sich festzulegen scheint ihre Sache nicht zu sein. Gaia Vincensini (*1992) arbeitet mit unterschiedlichsten Medien und entdeckt immer wieder neue Techniken für sich. Die in Genf und Paris lebende Schweizer Künstlerin eignet sich die Bildsprache großer Ladenketten und Banken an, um über die Praxis des Handwerks und Designs die sozioökonomischen Bedingungen unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Symbole und Motive dieser kollektiven Ästhetik werden in Zeichnungen und Installationen integriert, die Themen wie Emanzipation, weibliche Identität und Rollenbilder behandeln. Zugleich zieht Vincensini Parallelen zwischen dem Branding von Banken und von kommerziellen Galerien, reflektiert somit auch die kapitalistische Logik des Kunstmarkts. Eine Reihe an Zeichnungen aus dem Jahr 2018 etwa entstanden auf bedruckten Blättern der Bank UBS. Den aufgedruckten Fragen: „Can I truly make a difference? Do I invest in the world I’m in? Or the one I want?“ setzte sie Zeichnungen abstrahierter Pflanzen und melancholischer Weintrinkerinnen zur Seite.

Unter anderen mit Giulia Essyad und Sabrina Röthlisberger gründete Vincensini das Künstlerinnenkollektiv LGG$B, das in gemeinsamen Projekten feministische, genderspezifische und gesellschaftskritische Fragen thematisiert. Auch autobiografische Themen durchziehen ihr Werk. So setzte sich Vincensini in „Isula Nostra“, einer Installation von 2017, mit ihren korsischen Wurzeln auseinander. An rostigen Fenstergittern befestigte sie Kupferstiche, die mit Gedichten ihres Großonkels kombiniert wurden. Einer am Boden platzierten kleinen Steinstele ist ein Spruch ihres Kollektivs eingraviert: „never underestimate the power of the women chant“.

2020 gewann Vincensini den Manor Kunstpreis, 2021 ist sie für den Kiefer Hablitzel Preis nominiert. Im Juni 2021 hatte sie ihre erste institutionelle Einzelausstellung im Mamco in Genf. Zeitgleich zur Online-Ausstellung an der Liste Basel werden Vicensinis Arbeiten nun auch in einer Einzelausstellung in der Mailänder Galerie Martina Simeti gezeigt.