Landpartie: Teil 2

Selina Baumgartner, Floss, 2021, Installationsansicht Kulturort Weiertal, courtesy the artist
Thema
28. Juli 2021
Text: Redaktion
Denis Savary, Franz, 2021, Installationsansicht Môtiers 2021, courtesy the artist, Foto: F. Charrière
Fraenzi Neuhaus, Blütenflut, 2021, Videoprojektion auf Aarebrückenpfeiler in Olten, © Fraenzi Neuhaus und Kunstmuseum Olten

Nach einem langen Frühling zuhause wagt sich jetzt auch die Kunst wieder nach draußen. Ein guter Grund, ihr zu folgen. Auf diesen Seiten stellen wir Ihnen die schönsten Ausflugsziele vor.

7. Biennale
Kulturort Weiertal

Angeblich sollen Goldfische ja kein Gedächtnis haben. Man wünscht den Fischen im Teich des Kulturorts Weiertal dennoch eine schöne Erinnerung an diesen Sommer. Denn huber.huber haben eine ganze Skyline an Kuben in den Weiher gebaut, in die die Fische sozusagen aufsteigen können. Hoch über ihrem Teich sind sie dennoch in ihrem Element. Doch natürlich geht es dem Künstler-Zwillingspaar auch ganz grundsätzlich darum, dass das Pittoreske so oft das Tierwohl vergessen lässt. Kurator dieser siebten Ausgabe der Biennale im Kulturort Weiertal ist der Churer Galerist Luciano Fasciati. Und es ist eine so witzige wie poetische Ausgabe geworden. Mit Zilla Leutenegger kann man sich auf die Spuren des gefangenen Mondes machen, während Sonja Feldmeier schlafenden Bäumen Lichtenergie spendet. Treibhauskugeln von Marianne Engel, unter denen wachsen kann, was will, sind in diesem Jahr ebenso zu entdecken wie eine Reihe von Zelten von Reto Boller. Sie stellen die Frage, ob hier jemand die Nähe zur Natur sucht oder unbehaust ist. Im Weiertal jedenfalls darf man sich wie in einer Idylle fühlen.

— Bis 12. September 2021.
www.skulpturen-biennale.ch



Dere schöne Aare naa
Olten

Als Endo Anaconda von Stiller Has Mitte der 1990er Jahre „Dere schöne aare naa“ dichtete, dachte er dabei weniger an Olten als an Bern. „Gang doch e chli der aare naa / Der schöne, schöne, schöne, schöne grüne aare naa“ lässt sich tatsächlich besser auf die Schweizer Hauptstadt beziehen, denn in Olten teilt der Fluss die Stadt in alt und neu. Grund genug also, die Oltener die verbindende Kraft des Wassers spüren zu lassen. Das Kunstmuseum Olten hat nun mit Werken zahlreicher Künstlerinnen und Künstler die Aare neu entdeckt und so bitten Mickry3 zu einer besonderen Bootsfahrt, während Ursula Pallas Schriftzug „als wir träumten“ auf der Holzbrücke dazu einlädt, die Gedanken einfach mit dem Wasser treiben zu lassen. Eine Ausstellung nicht nur für die, die den Genius loci neu erleben wollen.

— Diverse Orte, Olten.
Bis 1. August 2021.
www.kunstmuseumolten.ch



Schlosslichtspiele
Karlsruhe

Nachdem die Schlosslichtspiele 2020 nur vom Sofa aus zu sehen waren, geht es nun wieder nach draußen. Auf der Fassade des Barockschlosses werden Arbeiten von Maxin10sity, TNL, ruestungsschmiede sowie von Genelabor/Crushed Eyes Media zu sehen sein. Parallel findet das Light Festival Karlsruhe statt. Fehlen nur noch die lauen Sommerabende.   

— 18. August bis 3. Oktober 2021.
www.schlosslichtspiele.info



Froh Ussicht
Hof Blum Samstagern

Es ist vielleicht kein Zufall, dass ausschließlich Künstlerinnen an der Ausstellung „Grund“ beteiligt sind. Erde ist auf eine etwas diffuse Art mit Weiblichkeit verbunden. Die drei Schweizer Künstlerinnen Saskia Edens, Sara Masüger und Monica Ursina Jäger haben ein Verständnis von Natur, das immer schon die Kultur miteinschließt. In ihren Performances erinnert etwa Saskia Edens an Tontafeln als frühen Schriftbeispielen. Und so prägt sie der Erde mit ihren präparierten Absätzen Botschaften in Keilschrift ein. Der Hof Blum ist ein Betrieb, bei dem die Kunst gleich hinter Produkten und dem Wädichörbli kommt. Kein Wunder, Martin Blum, Künstler und Landwirt, spricht die Sprache der Kunstschaffenden und hat gute Kontakte. In diesem Jahr geht es um die Erde, wobei vor allem die fruchtbare dünne Schicht gemeint ist, der wir unsere Lebensmittel verdanken, doch Ähnlichkeiten mit unserem Planeten sind nicht ausgeschlossen. Sara Masüger sucht in der Erde Körper, während Monica Ursina Jäger in ihren Arbeiten oft eine Verbindung von Ökologie und Politik zieht.     

— Rundgänge: 25. Juli 2021, 29. August 2021, 26. September 2021, 31. Oktober 2021.
www.hofblum.ch



Christoph Rütimann
Abbatiale Bellelay

Diese Kugel hat schon einiges gesehen. Christoph Rüthimann verschiffte sie auf einem Floss über den Bodensee und transportierte sie durch mehrere Kantone. Rütimanns „Eine Einigelung“ ist eine Reaktion auf die Gentrifizierung in Zürich, wo sich die Bewohner eines Altbaus mehrere Jahre gegen den Abbruch ihres Hauses wehrten. Ohne Erfolg. Rütimann, dessen Kunst oft von einer Performance ausgeht, nagelte daraufhin eine menschengroße Kugel aus altem Bauholz zusammen, die Nägel zeigten nach außen. Mittlerweile hat die Holzkugel ein temporäres Heim in der Abbatiale Bellelay gefunden, wo sie sich einmal so ganz von ihrer Erdenschwere befreien kann. Die Ausstellung besteht aus drei Arbeiten, die zusammen die Proportionen der Architektur der Abtei aus dem Gleichgewicht bringen. Neben gelben Glasflächen, die Rütimann an Rapsfelder erinnern und den Innenraum der Abtei spiegeln, hat der im Thurgau lebende Künstler eine weiße schiefe Ebene eingezogen, die sich allen festen Gewissheiten entgegenstellt. Die Kugel, aus ihrer Höhe entlassen, könnte auf die schiefe Ebene geraten, Schwung gewinnen.      

— Bis 26. September 2021.
www.abbatialebellelay.ch



Môtiers 2021
Môtiers

Der Genfer Künstler Alexandre Joly (*1977) hat eine Hütte in den Wald in der Nähe von Môtiers gebaut, aus der die Welt so grell leuchtet wie nach einer Nacht im Fieberrausch. Schön zu sehen ist das auf dem Cover der aktuellen Ausgabe unseres Magazin, das Sie gerade in den Händen halten. Als eines von 50 Werken säumt die begehbare Installation „La chapelle inversée“ den GPS Track des diesjährigen Open-Air-Kunstfestivals Môtiers 2021. Weitere Stationen auf dem rund dreistündigen Art Parcours durch das Val-de-Travers bespielen unter anderen John Armleder, Beni Bischof, Claudia Comte, Simone Holliger, Florence Jung und Reto Pulfer. Zum Schluss möchte man es dem Frosch „Franz“ von Denis Savary gleichtun, einfach entspannt im Gras liegen und seinen Eindrücken nachhängen.     roe

— Bis 20. September 2021.
www.artmotiers.ch



Festival Constellations Metz

Gleich auf drei unterschiedlichen Wegen lässt sich in diesem Sommer beim Festival Constellations die Stadt Metz entdecken. Die vierte Ausgabe dieser Reihe für digitale Kunst bietet drei unterschiedliche Spaziergänge an, auf denen man die Stadt, ihre Geschichte und Architektur wie nebenbei erleben kann. Es gibt eine Street-Art-Tour, die zu den urbanen Seiten der Stadt führt, aber auch eine Route, die entlang des Wassers Kunst und Gärten thematisiert. Referenzen auf die Gartenarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts finden sich hier ebenso wie eine Moosschrift an der Kaimauer, die zumindest behauptet, Metz sei grün. Nachts lässt sich die Stadt dann noch einmal anders erfahren. Durch Lichtkunst, die sich mit dem Motto Wasser befasst, Laserinszenierungen, kinetische Installationen und Projektionen der Mars-Oberfläche verändern sich der öffentliche Raum und die Gebäude, u.a. sind Projektionen auf die Fassade der Kirche Saint-Clément zu sehen. Das Metzer Festival Constellations ist für diese Lichtkunst-Projekte eine Kooperation mit dem Festival Signe in Prag eingegangen.  

—  Bis 4. September 2021.
www.constellations-metz.fr