Spuk! Die Fotografien von Leif Geiges.
Haus der Graphischen Sammlung. Augustinermuseum, Augustinerplatz 1, Freiburg.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 26. September 2021.
www.freiburg.de
Leif Geiges‘ Fotografien blieben nicht ohne Resonanz. Anna und Bernhard Blume reagierten in den 1980er Jahren auf seine Bildstrecken von Spukgeschichten. Demolierte Möbel, fliegende Objekte, der ganze Aufruhr, der nur mühsam durch die Saturiertheit jener Jahre befriedet wurde. Und auch Thomas Zipp stellt eine Fotografie von Leif Geiges (1915-1990) nach. Das Original zeigt eine Frau in biederer Rock-Bluse-Kombination, die den Zipfel eines Teppichs hält. Der Teppich nimmt den Großteil des Bildes an, so wie er fotografiert ist, gesteht man ihm sofort ein dämonisches Eigenleben zu. Dem Bericht zufolge soll der Teppich, wild gebärend wie eine Schlange samt metallenem Gefäß die Treppe heruntergeschlagen sein. Auf einer anderen Abbildungen stehen die Protagonisten dieses Spuks, der zusammengerollte Teppich, das Gefäß, ein Koffer, auf dem ein Spielzeugpferd liegt, brav auf dem Treppenabsatz.
Geiges‘ Fotos, die jetzt im Haus der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums in Freiburg zu sehen sind, entstanden für das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene der Universität Freiburg. Mit seinem Leiter Hans Bender verband Geiges eine enge Arbeitsbeziehung. Vier Jahre nach der Institutsgründung erhält Bender 1954 eine außerordentliche Professur und die Zusammenarbeit endet. Die ersten Fotos, die in diesem Rahmen entstehen, sind Experimentaufbauten zu parapsychologischen Phänomenen. Mit der Zeit jedoch werden Bender und Geiges zu Spukereignissen gerufen, die nicht selten in Dörfern gemeldet werden und über die auf langen Magazinstrecken groß berichtet wird. Es ist einiges los im Land. Mädchenzöpfe fallen ab, Töpfe mit Sauerkraut hängen plötzlich an der Wand, Brötchen foppen alte Ehepaare und Schlüssel verschwinden. Das klingt nach schlechten Scherzen und doch glaubt man ein Unbehagen zu spüren. Vor dem Krieg war Okkultismus modisch, oft befeuert von merkwürdigen Lichterscheinungen des neuen Mediums der Fotografie. In der Nachkriegszeit scheint das Unheimliche nun noch präsenter. Geiges fingiert, was nur geht, zieht Brötchen an Fäden und deponiert Gegenstände. „Technik vertreibt böse Geister“, ist er überzeugt. Bender und er reisen sie wie Detektive an, bringen Höllensteinpulver und Klebestreifen an. Die Polizei und der Pfarrer sind dann schon vor Ort. Bis dahin war es nicht selten die Fotografie, die durch so genannte Materialisationsphänomene das Ominöse in die Welt brachte. Jetzt ging es darum, das Übernatürliche erst einmal zu dokumentieren und dann in einem weiteren Schritt aufzuklären.