Biennale für Freiburg – BF#1: Das Studio als Prozess

Andreas von Ow, Zwischen dem Pflaster liegt der Strand – a slow walk for a green (Freiburg), Arbeitsprozess, 2021, courtesy the artist
Thema
1. Juli 2021
Text: Redaktion

Biennale für Freiburg – BfF#1.
Programm unter www.biennalefuerfreiburg.de

Niklas Goldbach, Aufstellung Freiburg (Produktionstitel), 2021, Courtesy the artist
Rahima Gambo: Nest-works and wander-lines, 2021, Filmstill, courtesy the artist

Eine Kunstmetropole war Freiburg noch nie. Und es ist auch schon eine Weile her, dass Studierende der Freiburger Außenstelle der Akadedmie der Bildenden Künste Karlsruhe hier leerstehende Ladengeschäfte als Offspaces für die Kunst eroberten. Die beiden Malereiklassen, die es in Freiburg seit den 1950er Jahren gab, schlossen 2017 ihre Pforten und rund 40 Studierende verließen die Stadt Richtung Karlsruhe. Seither gab es immer mal wieder die Befürchtung, das dieser künstlerische Brain drain das Kunstgeschehen in der Stadt drastisch entschleunigen würde – und zwar weniger im Sinne von Entspannung als von Stillstand. Doch das ist so nicht eingetreten. Grund dafür ist nicht zuletzt die eben gestartete „Biennale für Freiburg“, getragen vom Verein „Perspektiven für Kunst in Freiburg“, der im vergangenen Herbst den 1991 geborenen Kurator und Kunsthistoriker Leon Hösl zum künstlerischen Leiter der ersten Ausgabe dieser „neuen Plattform für die Präsentation, Vermitlung und Entwicklung zeitgenössischer Kunst in Freiburg“ berief. Ziel der Biennale ist die Etablierung eines offenen Ausstellungs-, Performance- und Workshop-Formats, „das die eingehende Beschäftigung mit der Lokalität in Spannung zu außenstehenden Perspektiven“ der eingeladenen Kunstschaffenden setzt. 

Hösl, der unter anderem bereits an der Berlin Biennale 9, der documenta 14 und im Rahmen eines Stipendiums des Goethe-Instituts Lagos in Nigeria kuratorische Erfahrungen sammelte, konzipierte die BfF#1 nun als zweiteiliges Event: im Rahmen eines Studioprogramms recherchieren Kunstschaffende seit Ende Mai vor Ort, laden zu Performances, Workshops und Spaziergängen ein und geben Einblick in die Entstehungsprozesse ihrer Arbeiten, die im September in einem Ausstellungsparcours im öffentlichen Raum und im Kunstverein Freiburg präsentiert werden. Thema der ersten Ausgabe – angestoßen vom Wegzug der Akadmieklassen – ist die Vielfalt künstlerischer Produktionsweisen innerhalb und außerhalb des Studios. Was Hösl interessiert, ist, „Prozesse und Handlungen, die üblicherweise in einem Akademiestudio stattfinden, in andere Kontexte zu übertragen“. Ein Studio brauche nicht zwingend den physischen Raum, sagt er. „Fällt dieser weg, müssen andere Räume gefunden werden, die den Bedingungen eines Studios entsprechen“. Das kann die Straße sein, wie bei Andreas von Ow, der mit Interessierten Grünglas in Pflasterritzen sammelt (26.6.), um daraus Material für ein Wandbild zu gewinnen, ein Offspace wie das DELPHI, wo Rahima Gambo aus Abuja, Nigeria, ihren Film „Nest-works and wander-lines“ zeigen wird (17.7.) oder der Stadtgarten, in dem Thomas Geiger das Gespräch mit einer geköpften Skulptur sucht (23./24.7.). Weitere Beteiligte dieser vielversprechenden BfF sind u.a. Michel Auder (Brooklyn), Keren Cytter (Tel Aviv / New York) sowie das Duo Hanakam & Schuller (Wien).