Heinz Mack. Werke im Licht (1956-2017).
Museum Ritter, Alfred-Ritter-Str. 27, Waldenbuch.
Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 19. September 2021.
www.museum-ritter.de
Ein silberglänzender Anzug, eine Skibrille und Birkenstock-Sandalen sind die Kleidungsstücke, die Heinz Mack (*1931) 1968 trug, als er einem Raumfahrer gleich das Sandmeer der Sahara durchschritt. Fasziniert von der unendlichen Weite der unberührten Landschaft und der reinen Präsenz des Lichts, wollte er dieses einfangen und sichtbar machen. Der Künstler selbst formulierte seine Mission in dem ein Jahr später erschienenen Film „Tele-Mack“ folgendermaßen: „Es muss möglich sein, Kunstobjekten ihre Materialität zu nehmen. Sie sollen vibrierende Lichterscheinungen werden. Artifizielle Gärten aus Lichterscheinungen. Das Licht im Licht, das Licht im Raum soll sichtbar werden.“
Bereits 1959 entworfen, realisierte Heinz Mack sein Sahara-Projekt ab 1962 mehrmals in den afrikanischen Wüsten. Dort installierte er glänzende, meterhohe Stelen und platzierte Spiegel im Sand. Die Intensität des darauf reflektierenden Lichts schien die eigentliche Materialität der Objekte tatsächlich aufzulösen. Dokumentiert ist dieses ephemere, frühe Land Art-Projekt durch eine multiple Siebdruck-Serie, welche die 13 Stationen vorstellt. Es sind konkrete Entwürfe zur Installation von Spiegelmauern oder Sandreliefs, zugleich aber auch für sich stehende, poetisch-abstrakte Collagen.
Das Sahara-Projekt bildet einen Schwerpunkt der Retrospektive von Heinz Mack, die zum 90. Geburtstag des Künstlers im Museum Ritter in Waldenbuch die erstaunliche Vielfalt seines Werks präsentiert. Zeitgleich zum Sahara-Projekt gründete Heinz Mack, gemeinsam mit Otto Piene (1928-2014) und Günther Uecker (*1930), die Künstlergruppe ZERO. Im grauen Nachkriegsdeutschland traten sie für einen entschiedenen Neustart in der Kunst ein. Licht, Bewegung und Experimente waren zentral. Ebenso die Einführung neuer, industrieller Materialien. So formte Mack für die Arbeit „Der Garten im Garten“ (1979/80) aus Honeycomb-Aluminiumnetz abstrakte florale Elemente, die er zwischen Acrylglasscheiben zu einem großen Paravent zusammenfügte. Je nach Standpunkt und Lichteinfall ändert sich die materielle Erscheinung der feinen, maschigen Struktur. Für seine kinetischen Objekte setzte er die Werke selbst in Bewegung. Der „Silber-Mond-Rotor“ von 1971 etwa überlagert zwei von einem Elektromotor angetriebene kreisrunde Aluminiumscheiben, deren Lichtreflexe durch ein gewelltes Glas zusätzlich gebrochen werden.
Neben Licht und Bewegung sind Strukturen ein zentrales Motiv von Macks Kunst, denen sich in der Malerei, die er 1991 nach jahrzehntelanger Pause wieder aufnahm, die Farben dazugesellen.
In seinen „Chromatische Konstellationen“ genannten Gemälden bringt Mack in rhythmisch gesetzten Reihungen intensive Farbwerte zum Leuchten. Eine großformatige Arbeit von 2016 etwa fächert den gesamten Farbkreis als ein Übereinanderlappen farbiger Quadrate auf, umrandet von unterschiedlichen Grau- und Schwarztönen. Ein offensichtlicher Bezugspunkt bildet für diese Bilder die Farbenlehre Goethes, dem Mack bereits 1964 mit einer Kreidearbeit „For Mr. Wolfgang v. Goethe“ huldigte. Analog zur Faszination für die reine Erscheinungsweise des Lichts manifestiert sich auch Macks Interesse für den reinen Farbwert und dessen Wirkung auf das betrachtende Auge. Physik und Ästhetik, Technik und Schönheit bilden für Mack eine Einheit. In Waldenbuch sind auch mehrere neuere Bilder und Arbeiten auf Papier zu sehen, in der rasterartige Strukturen als bildgebendes Element in den Vordergrund treten. Einige mögen an orientalische Fenstergitter erinnern, die zwischen Licht und Dunkel vermitteln. Auf seinen Reisen hatte Mack die Affinität zur geometrischen, ornamentalen Kunst des Orients entdeckt, vor allem aber seine nicht endende Faszination für das Licht.