Block Beuys: Philip Ursprung über Beuys‘ gebündeltes Frühwerk in Darmstadt

Joseph Beuys, FOND II, 1968, Block Beuys, Raum 2, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, © Hessisches Landes­museum Darmstadt, VG Bild-Kunst, Bonn
Thema > Joseph Beuys 2021
25. Mai 2021
Text: Philip Ursprung

Philip Ursprung: Beuys. Kunst – Kapital – Revolution, C.H. Beck, München 2021, 336 S., 29,95 Euro | ca. 45.90 Franken.
Der Band ist auch als Hörbuch erhältlich.
Block Beuys.Hessisches Landesmuseum, Friedensplatz 1, Darmstadt.
www.hlmd.de

„Der Block Beuys im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ist der weltweit größte erhaltene Werkkomplex Joseph Beuys’. Im April 1970 installierte er selbst die Sammlung, die einen großen Teil seiner Kunstproduktion zwischen den frühen 1950er und späten 1960er Jahren umfasst. Nirgendwo sonst gibt es eine solche Konzentration. Für mein Buch war der Besuch in Darmstadt essentiell. Die Begegnung mit diesen Werken war eine zentrale Voraussetzung zum Schreiben.

Es ist ein kunsthistorischer Glücksfall, dass Beuys hier ohne kuratorische Vorgaben einzelne Werke wie Szene aus der Hirschjagd (1961), Stuhl mit Fett (1963) und raumgreifende Installationen mit Filzobjekten (1964-67) zu einem größeren Zusammenhang neu ordnen konnte. Wenn ein Museum seine Räume nur für einen Künstler einrichtet, kann das schnell wie ein Mausoleum wirken. Hier aber ist es kaum möglich, nicht auch all die anderen Dinge zu sehen. Der museale Kontext mit seinen zahlreichen kunst-, kultur- und naturgeschichtlichen Bezügen ist hochinteressant, denn das Landesmuseum ist ein Universalmuseum. Das ganze Haus wirkt wie ein Resonanzkörper für das, was Beuys darin eingerichtet hat. Die Vitrinen etwa dienen hier nicht mehr allein der Präsentation von Fragmenten, sondern werden zu Instrumenten, die uns die Umgebung und anderes neu sehen lassen. Es ist unabdingbar, dass man diese Räume physisch erlebt. Es gibt kein Anfang und kein Ende. Man bewegt sich frei durch das Werk und dennoch gibt es einen Weg, der nicht beliebig ist – man muss danach suchen wie in einer Landschaft. Ein Plan hilft bei der Orientierung. Das ist Teil der Erfahrung und letztlich auch Teil der Erkenntnis. Mein Appell lautet daher: Hingehen!“