Corona Studios II: Julian Sagert

Julian Sagert, Ahorn, 2018, courtesy the artist
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30. März 2021
Text: Julian Sagert

Julian Sagert, *1991, lebt und arbeitet in Freiburg.

www.juliansagert.de

Julian Sagert, Bruchstücke, 2019, courtesy the artist
Julian Sagert, Lake Faguibine, 2016, courtesy the artist

Ahorn: Ein Blitzschlag spaltete einen Ahorn, wobei der Großteil des Baumes weiterleben konnte. Die Bruchkante des Baumes wurde mit weißem Pappmaché abgeformt. Die entstandene Skulptur erzählt in ihrer eigenen Präsenz von Verletzung und Heilung.

Bruchstücke: Ausgrabungen aus der Zukunft. Eine spielerische Arbeit zwischen klassischer Architektur und unserem „to-go-Zeitalter“.

Lake Faguibine: Drei Satellitenbilder des Faguibine Sees von 1978, 1987 und 2006 wurden in Röntgenbilder umgewandelt. Unter dem medizinischen Blick wird der See als ein lebendiger Körper begriffen.



Vier Fragen an Julian Sagert

Hast du staatliche Hilfe beantragt? Wenn nicht, warum nicht – wenn ja, wurde sie bewilligt?
Bereits vor der Pandemie habe ich mich entschieden, meinen Lebensunterhalt unabhängig von der Kunst zu verdienen. Daher war ich nicht auf staatliche Hilfen angewiesen.

Gab es ausgefallene oder verschobene Ausstellungen, Veranstaltungen, Stipendien, Jobs, Reisen, gab es Verkäufe?
Ich hätte dieses Frühjahr gerne an einem artist in residence Programm in einem italienischen Bergdorf teilgenommen. Davon musste ich aufgrund der Pandemie Abstand nehmen. Dies bedauere ich sehr, da Orts- und Sprachwechsel sehr inspirierend sein können.
Außerdem habe ich 2020 meine Ausstellungspläne ruhen lassen und hoffe auf Lichtblicke im Jahr 2021.


Hat sich deine Arbeit während des letzten Jahres verändert? Welchen Einfluss hat der langfristige Lockdown auf den Austausch mit anderen?
Für mich ist der Austausch mit Menschen anderer Disziplinen entscheidend wichtig. Oft entwickeln sich im direkten Gespräch vor Ort im Atelier neue, überraschende Blickwinkel, was im letzten Jahr leider kaum möglich war. So erkläre ich mir, warum ich weniger qualitative Sprünge und unvorhergesehene Wendungen in meinen Arbeiten erlebt habe.


Die Kultur war schnell und hart betroffen und ist es nach wie vor, bislang unabsehbar. Wie hätte ein anderer Umgang mit Kunstschaffenden aussehen können? Wie soll es nach der Krise weiter gehen, was muss anders werden?
Unsere Kulturinstitutionen in ihrer psychischen Funktion mehr wertzuschätzen, wäre aus meiner Sicht sinnvoll gewesen. Warum durfte ich zeitweise in großen Einkaufszentren shoppen, aber nicht in den durchaus vorhandenen, geräumigen Hallen der Museen Trost, Ruhe oder Hoffnung in der Kunst suchen? Gerade in der Krise brauchen wir Räume der Kunst!
Nach der Krise wird es einen großen Kulturdurst geben. Ich sehe dies als eine herausfordernde Chance, neben den bereits prall gefüllten Programmen der konventionellen Ausstellungsräume, auch Formate für den öffentlichen Raum zu erdenken.



Corona Studios II ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg.