Corona Studios II: Romina Abate

Romina Abate, o. T. (Voliere), Installationsansicht Kasseler Kunstverein, 2020, Metallschienensystem mit Rollen ("Zwangsführung"), Inkjetprint auf Plexiglas
Thema > Corona Studios II
17. März 2021
Text: Romina Abate

Romina Abate, *1982 in Friedrichshafen am Bodensee, lebt und arbeitet in Kassel.
www.romina-abate.de

Neue Arbeiten von Romina Abate sind, zusammen mit Arbeiten der Künstlerin Nina Laaf, vom 25. März bis 18. April 2021 in der Ausstellung „Den Himmel mit den Ohren riechen“ im Kunsthaus L6 in Freiburg zu sehen.

Romina Abate, o. T., Detailansicht Kasseler Kunstverein, 2020, Styrodur, Zierleiste, Keramikara, U-Profil /Metall, Beton, Zeichnung, Glasscheibe, Stundenglas, Holzbretter, Plexiglasrohr, Gelbbrustarafeder, Rohrschellen, Pigmentdruck, Murmeln, Schraubzwingen, Holzlatte imprägniert, Böcke, Federstab
Romina Abate, o. T. (Bake), Installationsansicht, Kasseler Kunstverein, 2020, Rigipsplatten, Blechprofile, Sandkegel, Seil, Murmeln, Alustab, Stoff, Glasplatten, Rohrabschnitt, Holzlatten, Schraubzwingen, Zeichnungen, Holzrahmen, Spalier, Kopien aus Papageienhandbuch und Lexikon der Seefahrt, Armierungsgewebe, Haken
Romina Abate, Installationsansicht Kasseler Kunstverein
Romina Abate, o. T. (Der Graupapagei), Videostill
Romina Abate, o. T. (Cargo), Installationsansicht Kasseler Kunstverein, 2020

Die Bilder geben Einblick in jüngste Arbeiten, die für die Ausstellungsreihe „Weniger ist mehr – Ideen für ein Umdenken“ im Kasseler Kunstverein entstanden sind. Eingeladen waren Künstlerische Positionen, die sich, ausgelöst durch die Krisen der Pandemie, mit Veränderung und gesellschaftlichem Wandel auseinandersetzen. Meine Arbeit versteht sich dabei als metaphorische, poetische und assoziative Annäherung.

Wenn Käfige nicht die richtige Größe oder Form aufweisen, leiden in Gefangenschaft lebende Papageien unter der sogenannten „Taumelkrankeit“ (auch „Drehschwindel“), einer Nervenerkrankung, die sich in unkontrollierten Drehbewegungen des Kopfes äußert, mit der Folge der Orientierungslosigkeit des Tieres.

„Drehen auf der Stelle“ wiederum bezeichnet ein nautisches Manöver, bei welchem eine Kursänderung eines Schiffes unter ungünstigen Bedingungen vorgenommen wird.

Das Drehmoment wird als räumlich-zeitlicher Kulminationspunkt der Zustandsveränderung und Vorwärtsbewegung mit offenem Ausgang begriffen. Dabei wird das Potenzial des Verweilens im Manöver und der Des/Orientierung selbst befragt.

Die Pandemie wirkt sich massiv auf das soziale Miteinander aus. Was im Kunstfeld an Begegnung und Austausch stattfindet, ist eingeschränkt oder wird ins Digitale verlagert. Ausstellungen werden verschoben und auch das Arbeiten im Atelier ist nicht unter den gewohnten Freiheiten möglich. Die prekäre Lage von selbständigen KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen ist sichtbarer geworden.

In meinem Fall konnte ich Hilfsgelder des Landes Hessen in Projekte umsetzen, zuletzt in einer Ausstellung im Kasseler Kunstverein und demnächst bei Sotheby`s im Rahmen von „Sotheby`s Artists Quaterly“ in Frankfurt/Main.

Seit Beginn der Pandemie findet eine beschleunigte Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche statt. So auch die Rezeption, Vermittlung und Kritik von Kunst auf digitalen Plattformen wie z.B. Instagram oder Youtube. Dies geschieht in meiner Wahrnehmung selten gelingend, oftmals eher verflachend und eindimensional und kann eine analoge Begegnung mit Kunst vielleicht erweitern, aber nicht ersetzen.

Ich wünsche mir, dass Museen und Galerien, Kunstvereine und Projekträume als Orte der Auseinandersetzung, des Lernens und der Begegnung mit Kunst unter der Voraussetzung guter Hygienekonzepte nun wieder öffnen und geöffnet bleiben dürfen, um der pandemischen Monotonie und Nivellierung entgegenzuwirken.

Verändern sollte sich meiner Meinung nach ganz unabhängig von der Pandemie so Einiges im Kunstbetrieb: Sicherung und Förderung von Ateliers, fixe und realistische Honorare unabhängig von Produktionskostenzuschüssen und vor allem eine demokratische, dezentrale staatliche Kunstförderung im Sinne des „New Deal“, die KünstlerInnen mit ihrem sozialen Umfeld verbindet. (Vgl. hierzu Hans Ulrich Obrist in der FAZ vom 30. April 2020)




Corona Studios II ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg