Christine Gedeon: Aleppo. Deconstruction. Reconstruction.
Kerber Verlag, Bielefeld 2020, 95 S., Englisch, 28 Euro / ca. 31.90 Franken.
Im Alter von nur drei Jahren verließ Christine Gedeon 1976 Aleppo, um mit ihrer Mutter und den Geschwistern in die USA auszuwandern. Erst dreißig Jahre später besuchte die heute in Berlin und New York lebende Künstlerin ihre Geburtsstadt wieder, die sie bis dahin in Erinnerungen und Erzählungen begleitet hatte. Ein für später geplanter Aufenthalt wurde durch den Krieg unmöglich. Nun definitiv auf die Erinnerung zurückgeworfen, lokalisierte Gedeon mithilfe von Google Earth einige für ihre Familiengeschichte zentrale Orte in Aleppo. Daraus entstanden auf digitalen Zeichnungen basierende Papierarbeiten, die in den Farben der syrischen Flagge mit Buntstiften, Tape, aber auch Nadel und Faden abstrakt und ausschnitthaft die Stadt rekonstruieren. In der Publikation wird jede Zeichnung von einem Text begleitet, der die einzelnen Orte mit Erlebnissen aus der Vergangenheit verknüpft. Entstanden ist ein Band, der aus der autobiografischen Perspektive die wechselhafte Geschichte eines Landes vermittelt, die seit jeher von Zerstörung und Wiederaufbau geprägt war.
[Jolanda Bozzetti]