Laurie Mlodzik, *1994, lebt und arbeitet als Künstlerin und Tänzerin in Basel und Freiburg i.Br.
Derzeit arbeitet sie mit den Isadora Duncan International Institute Dancers an Isadora Duncans Tanagra Choreographie, die im Juni an einem Symposion am Center for Hellenic Studies der Harvard University präsentiert wird. Im Juli wird Mlodzik zudem eine Arbeit in der Ausstellung „Die Frauen des Hauses“ im BIA (Black Forest Institute of Art) in Lenzkirch zeigen.
Corona hat für mich mit einer Flucht aus Venedig begonnen.
Ich war mit den Isadora Duncan International Institute Dancers in der letzten Februarwoche dort, als am Abend unseres vorletzten Auftrittes, zwischen der technischen Probe und der Vorführung, die Nachrichten einprasselten. Das Virus ist in Venedig angekommen, die Stadt schließt, der Karneval wird frühzeitig beendet, alle Versammlungen sind abgesagt und damit auch unser letzter Auftritt.
Trotzdem tanzten wir an dem Abend noch, doch der Saal blieb halb leer. Es herrschte eine ganz ungewöhnliche und von Unsicherheit geladene Stimmung, die ich seit dem nicht ganz verloren habe.
Die Rückkehr nach Basel war eine Rückkehr in die Normalität. Kurzfristig. Denn zwei Wochen später änderte sich auch hier meine Situation schlagartig. Die Grenze zu Deutschland und damit zu meinem Atelier in Freiburg schließt, der Hochschulcampus in Basel schließt und ich werde angewiesen zu Hause zu bleiben. Das Leben wurde beschränkt und Grenzen bekamen eine neue Aufmerksamkeit; die zwischen dem Innen und Außen, mir und dem Anderen, vor allem meinem Körper und dem Externen/Fremden/Gefährlichen. Wie Paul B. Preciado in seinem Essay im Artforum schreibt: „The border is forever tightening around you, pushing you ever closer to your body. … The new frontier is your epidermis.”
Es war ein Rückzug in die Wohnung, in den Körper, und in der Zeit in welcher ich mich nicht vor dem Bildschirm befand, um etwa am Unterricht teilzunehmen, mit Leuten in Kontakt zu bleiben, zu arbeiten, etwas von der Welt mitzubekommen und mich dann wieder abzulenken, war ich bei mir und mit mir alleine.
Zum Glück hatte ich ein leeres Zimmer in meiner Wohnung, welches eigentlich mein neues Atelier werden sollte, das nun Tanz- und Bewegungsstudio wurde. Das fing pragmatisch an, fit bleiben, gesund bleiben und einigermaßen ausgeglichen um die Bilanz zur Bildschirmzeit irgendwie zu halten. Mit der Zeit entstanden einfache Übungen und Bewegungsstudien, die eigentlich nur für mich gedacht waren. Wege um mich in und mit meinem Körper zu verorten, aber auch um in und mit meinem Körper zu reisen und Dinge wieder neu zu entdecken.
Aber neben der Beschäftigung mit meinem Körper, welche aus dieser Isolation heraus entstand, war die Frage nach der Zukunft für mich immer wieder präsent. Dort bin ich zum Schluss gekommen, das Community, also die Gemeinschaft, die größte Hoffnung und Freude ist, dass wir weiterhin zusammen voran gehen müssen und nicht einzeln.
Corona Studios I ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg