Out of Order. Werke aus der Sammlung Haubrok: Schwarz, Weiß und das Dazwischen

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4. Februar 2020
Text: Nora Gantert

Out of Order. Werke aus der Sammlung Haubrok.
Neues Museum Nürnberg, Klarissenplatz, Nürnberg.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 20.00 Uhr.
Bis 1. März 2020.

www.nmn.de

Die umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunst von Barbara und Axel Haubrok gastiert im Neuen Museum Nürnberg mit einer zweiteiligen Ausstellung. Während der erste Teil von „Out of Order“ die skulpturalen, objekthaften und installativen Werke der Sammlung zeigte, sind nun im zweiten Teil ausschließlich Wandarbeiten zu sehen. Bis Anfang Januar erinnerte die Anordnung an ein Schaulager oder eine Lagerhalle und teilweise ließen die Exponate nur wenig Platz, um zwischen ihnen hindurch zu gehen. So glich der Museumsbesuch einem freien Flanieren durch die Kunst, ohne kuratorisch vorgegebenes Narrativ. Jede Besucherin, jeder Besucher konnte frei assoziativ zwischen den Arbeiten umhergehen, die im Umblick, Aufblick und immer anderen Blickachsen neue Verbindungen eingehen konnten.

Jetzt werden alle Arbeiten an den großen Wänden präsentiert. Denn, wie schon im ersten Teil ist auf zusätzliche Wände, die den Ausstellungsraum gliedern, verzichtet worden. So entsteht eine große, graue, offene Fläche, die eine tiefe Ruhe und Konzentriertheit in die Ausstellung bringt. In der Mitte ist die Installation von Ari Benjamin Meyers (*1972) „The Lightning and Its Flash“, die aus einem Dirigentenpodest, einem Notenständer mit Noten und im Halbkreis arrangierte schwarze Stühle besteht. Insgesamt sind knapp 90 Werke von rund 50 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die sich alle der Konzeptkunst zurechnen lassen. Der konzeptuelle Anspruch zeigt sich jedoch nicht nur in der Raumgestaltung, sondern auch in der Auswahl der Arbeiten, die ausnahmslos Schwarz, Weiß oder Schwarz-Weiß sind.

Um den Eindruck der Schlichtheit noch zu erhöhen, sind die Wände nach Farben gegliedert, sodass die Südwand den Titel trägt „Weiß ist nicht gleich Weiß“. Arbeiten von Martin Boyce (*1967) über Lone Haugaard Madsen (*1974) bis Heimo Zobernig (*1958) reihen sich in abgestuften Weißschattierungen aneinander und übereinander. Die Werke sind alphabetisch nach den Nachnamen der Künstlerinnen und Künstler sortiert. An der nächsten Wand schleicht sich eine Einzelpräsentation von Florian Pumhösl (*1971) ein, der Wiener, der der Form der Linie in all ihrer Abstraktion nachspürt und dabei zahlreiche Referenzen auf die Kunstgeschichte einflicht. An dieser Wand findet sich aber auch eine Arbeit, die in besonderem Maße die leere Wand als Projektionsfläche zelebriert. Stephen Prinas (*1954) „Untitled/Exquisite Corpse“ besteht aus zwei schwarzen Schnüren, die jeweils mit vier Nägeln zu Rechtecken an die Wand gesteckt werden. Jede Leerstelle steht für ein Werk des Großmeisters der Moderne Edouard Manet.

Der „Salon in Schwarz-Weiß“ an der Westwand beginnt mit Philippe Parrenos (*1964) „Flickering Labels“ und es ist dies das einzige Werk in der Ausstellung, das Medien inkorporiert. Auf zwei elektronischen Papier-Displays flackern fast zu rasch, um sie lesen zu können, wechselnde Werktitel und Zitate. Dieses institutionskritische Werk führt unter anderem auch die Schnelllebigkeit von Museumsausstellungen vor Augen. Alle Werke an dieser Wand sind in der Chronologie des Ankaufsdatums gehängt. So erscheint die gesamte Ausstellung zu einer Arbeitsaufstellung arrangiert und ähnelt stark einer Archivsituation. Die Sammlung Haubrok präsentiert sich als Lehrstück, als Einführung in die Sammlungstätigkeit, und gleichzeitig lädt sie uns auf eine assoziative Entdeckungsreise in Geschichte und Gegenwart der Konzeptkunst ein.

Die ausgestellten Werke kommen ohne High-End-Materialen aus, die intellektuelle Qualität der Arbeiten wiegt schwerer als die Materialität. Besonders deutlich wird das an den „22 Portraits of Axel Haubrok“ von Jonathan Monk (*1969). Diese fast dadaistische Arbeit charakterisiert die Sammlung, den Sammler und die Ausstellung bestens: mit einfachen Materialien und einem Augenzwinkern wird die oft als unnahbar und kompliziert dargestellte Konzeptkunst erfahrbar und zeigt sich auf Augenhöhe mit dem interessierten Publikum.