Sanatorium Langmatt.
Museum Langmatt, Römerstr. 30, Basen.
Dienstag bis Freitag 14.00 bis 17.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 25. August 2019.
Immer wieder werden Gegenwartskünstler ins Museum Langmatt geladen, um auf die einmalige Impressionismus-Sammlung zu reagieren. Mit „Sanatorium Langmatt – Ein Jungbrunnen“ verfolgt man auch in diesem Jahr ambitionierte Absichten.
Ein lauer Wind bläst von der nahen Limmat, der Garten der ehemaligen Villa des Ehepaars Brown, erbaut von Carl Moser, dem Architekten des Zürcher Kunsthauses und der Basler Antoniuskirche, lädt zur Siesta oder zum gemütlichen Picknick. Die perfekte Szenerie für einen kurzweiligen Kuraufenthalt, wie sie Hermann Hesse im „Kurgast“ beschreibt. Für die Sommermonate wurde das Museum Langmatt – mitsamt seiner exquisiten Sammlung impressionistischer Werke von Auguste Renoir, Claude Monet, Paul Cézanne und Camille Pissarro – in ein Sanatorium verwandelt: Entschleunigung und Kontemplation bestimmen das Ambiente. Sechs Künstler, in unterschiedlichen Medien arbeitend, sorgen für geistige Nahrung der täglich wechselnden „Patienten“.
Die beiden Videoloops „Arabesques“ und „Fôret ombragée“ von Christine Camenisch und Johannes Vetsch bestechen durch formale Einfachheit und maximaler Wirkung. Belaubte Äste in weisses und grünes Licht gesetzt, wiegen sich im Wind. Die Lichtreflexe streifen sachte über die Akte von Renoir und die Landschaften Cézannes und lösen diese gleichsam auf. Deutlich wird dadurch eine Verwandtschaft in Form und Geist unterschiedlicher künstlerischer Absichten. Katrin Freisagers „Liquid Landscapes“ deuten mit einfachen Tupfern, Punkten und Flecken abstrakte Landschaften an, die nicht nur gekonnt zu Claude Monets „Eisschollen im Dämmerlicht“ in einen Dialog treten, und die Werke von Corot und Boudin ersetzen. Dialogisch verhält sich auch ein grosses Aquarell von Herbert Brandl im abgedunkelten Raum, dessen Betten zu einem Nickerchen einladen, wie auch die „Airbags“ von Florian Germann, die an den Wänden hängen und mit den japanischen Tapeten und den Anemonen in Renoirs Blumenstillleben virtuell in einen Dialog treten.
Den Annexbau, den das Ehepaar Brown an ihre Villa baute, und in dem sich ihre Gemäldegalerie befand, wartet mit einer spektakulären Überraschung auf: Sie hat sich in eine Federballhalle verwandelt und lädt die Besucher zu körperlicher Ertüchtigung ein. Zur Abkühlung und als geruhsamer Ausgleich empfiehlt sich draussen im Park ein eigens errichtetes Kneippbad mit einer Klanginstallation von Mario Marchisella. Wer sich bei solcher Inszenierung in ein Bühnenbild aus Dürrenmatts „Die Physiker“ versetzt fühlt, irrt – doch ist dies bekanntlich „menschlich“.