Sveta Mordovskaya

Porträt
2. Juni 2019
Text: Kathrin Heinrich

Sveta Mordovskaya bei Weiss Falk, Basel, Liste – Art Fair Basel, Warteck PP, Burgweg 15, Basel.
www.weissfalk.com

Ob Stroh, Keramik, Plüschfell, Glas oder Haarnadeln – es sind vielseitige Materialien, die Sveta Mordovskaya in ihren kleinformatigen Skulpturen zusammenführt. Immer wieder kombiniert sie dabei organische Formen mit Motiven aus der Alltags- und Popkultur. Die gebürtige Russin (*1989) lebt nach Stationen in Zürich und Paris nun in Wien, wo sie an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Auf ihre Wurzeln nimmt Mordovskaya gelegentlich spielerisch Bezug, wie etwa mit der taschenbuchgroßen Plastik „Matrjoschka III” (2018): Auf zwei organisch geformten Sockeln, die an gestapelte Kuhfladen erinnern, positioniert die Künstlerin zwei Figuren. Eine russische Matrjoschka hält dem Betrachter einen ovalen Spiegel vor, während eine schwer bewaffnete Roboter-Spielzeugfigur einen kleineren Matrjoschka-Kopf trägt – aufgesetzt wie ein Helm wird die gutmütige Holzfigur zum Teil einer futuristischen Rüstung.

Solche Anmutungen von Körperlichkeit – insbesondere des mütterlichen Körpers – durchziehen Mordovskayas Arbeiten, werden aber stets durch ihre Leere gebrochen. So wie die Matrjoschka-Püppchen nur hohle Körper sind, bleiben auf „Born from an Egg” (2018) nur leere Eierschalen auf einer nestartigen Halbkugel über. In den Serien „Hats” und „Growing Glasses” ist der Träger abwesend, die Brillen werden zu flachen, an die Wand genagelten Objekten. Die drei Skulpturen der Serie „Check the Frame” bilden Versatzstücke von Rahmungen, die ebenso leer bleiben. So thematisiert Sveta Mordovskaya den Körper durch seine Abwesenheit, wodurch sie stets das Verhältnis zu seiner Hülle mitbefragt. Diese Ambiguität, die ihren Objekten innewohnt, versprachlicht Mordovskaya auch in den Titeln der Werke. „Untitled but more” (2018) verdeutlicht dies, aber auch die Wortneuschöpfung „Suckly Eye”, mit der Mordovskaya 2018 ihre Schau bei der Galerie Weiss Falk in Basel betitelte. Bezugnehmend auf to suckle, das Nuckeln an der Mutterbrust, ebenso wie auf das abfällige Werturteil this sucks, öffnen sich im Kontext des sehenden Auges vielfältige Deutungsebenen.