Tania Pérez Córdova, Daylength of a room.
Kunsthalle Basel, Steinenberg 7, Basel.
Dienstag bis Freitag 11.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 11.00 bis 20.00, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 6. Januar 2019.
www.kunsthallebasel.ch
Ganz schön unscheinbar. Doch vielleicht ist die Erfahrung, dass Topfpflanzen in Kunstausstellung eher selten zu finden sind, nicht die schlechteste Tarnung. Hat man sie einmal entdeckt – sie steht auf einem Fensterbrett noch vor der eigentlichen Ausstellung von Tania Pérez Córdova (*1979) „Daylength of a Room“ in der Kunsthalle Basel –, dann bemerkt man sicherlich auch die Löcher in den Blättern. Sie sind durch die so genannte Schrotschusskrankheit hervorgerufen, die bewirkt, dass die Blätter schwinden und irgendwann ganz abfallen. Ein bisschen scheint es, als ob Pérez Córdovas Objekte grundsätzlich unter dieser merkwürdigen Pilzkrankheit litten. Dinge, die sie in den Ausstellungsraum transferiert, haben die Neigung an Masse und Form zu verlieren. So hat die mexikanische Künstlerin im Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel auf Teppichbahnen mehrere Skulpturen aufgestellt, die sie einem zweiten Produktionsprozess unterzogen hat. Was einmal ein Glaskrug war, wurde eingeschmolzen und in einer vom Gefäß abgenommenen Form neu gegossen. Nur, dass es bei der Wiederherstellung eingebüßt hat, der Krug ist allenfalls noch zu erahnen. Ein Kochtopf sieht aus als sei er nur noch mehr vom Hörensagen ein Kochtopf: löchrig und nicht mehr zu gebrauchen. Lediglich auf einer Schwundstufe sind diese Objekte noch das, was sie einmal waren. Manchen Skulpturen fügt sie Farbwerte hinzu wie etwa grünes Pflanzenpulver, Lippenstift oder bildet mit Kohlepulver einen Hof um sie. Tania Pérez Córdovas Objekte bestehen just aus dem gleichen Material, sie sind nun jedoch aus einem performativen Vorgang entstanden und auf ihre Weise ästhetisiert. Dann wieder schafft sie absurde Kontexte wie in „Figure standing next to a fountain“: Ein geflochtener Zopf wird senkrecht in einen Eimer geführt, in dem blubberndes Wasser Schaum schlägt. Von der Figur ist lediglich der Haarstrang geblieben.
Pérez Córdovas Eingriffe sind subtil, aber entbehren nicht einer gewissen Nonchalance. So finden sich schlichte goldene Kettchen in einem ausgehöhlten tiefschwarzen Obsidian. In den Gesteinsformationen, die sich wie eine Leiste an der Wand rechts entlang ziehen, sind Vertiefungen eingelassen, in denen farbige Kontaktlinsen schwimmen. Die Erzählungen, die Pérez Córdova über die Dinge in die Welt setzt – wie sie in Mexiko-Stadt eine Reihe von Goldkettchen auf einem Markt kaufte und sich unter den Imitaten eine echte Goldkette befindet, oder dass Mitarbeiter der Kunsthalle Basel im Wechsel gelegentlich die korrespondierende Kontaktlinse tragen – gehören zu den Objekten substantiell dazu. Es macht ihren Mehrwert aus, selbst dann, wenn sie schwinden.