Veit Laurent Kurz

Porträt
14. Juni 2018
Text: Dietrich Roeschmann

Veit Laurent Kurz bei Weiss Falk, Basel,
Liste – Art Fair Basel, Warteck PP, Burgweg 15, Basel.

In dem Video „Aspects of Arriving”, das Veit Laurent Kurz (*1985) parallel zu seiner jüngsten Soloschau in Basel ins Netz stellte, erklärt der Künstler, weshalb seine Bilder in letzter Zeit immer so aussehen wie Sprossenfenster, zusammengestückelt aus sechs bis zwölf Bögen Papier auf dunklem Grund, die Motive durch ein Gitterraster zerteilt. Das habe etwas mit dem Immobilienmarkt in Brooklyn zu tun, mehr als ein Fünf-Quadratmeter-Zimmer könne er sich nicht leisten. Die Kamera schwenkt von Wand zu Wand, eine Katze springt durchs Bild. Es ist wirklich eng, kaum Platz zum Malen. Dort wohnte und arbeitete Kurz in den letzten Monaten und alles, was hier entstand, gehorchte den beengten Verhältnissen. Angesichts solcher Produktionsbedingungen scheint es fast logisch, dass seine Bilder den Blick in weitläufige Stadt- und Parklandschaften öffnen, durchzogen von schillernden Bächen, möbliert mit tropfenförmigen Paravents, die wie geronnene Schatten aus dem Boden sickernder Flüssigkeiten in der Gegend herumstehen. Doch mit Kompensation hat Kurz nichts im Sinn – auch wenn er im Video behauptet: „Meine Wohnung machte mich zum Landschaftsmaler”. Tatsächlich geht es dem ehemaligen Städelschüler um multidisziplinäre Bildfindungen für Prozesse des Wucherns, des Rausches, des eigenwilligen Lebens der Dinge. In Basel dienten ihm seine Brooklyner Zeichnungen von vertikal und horizontal in den Bildraum gekanteten Pfützen als Vorlage für ein surreales Ausstellungsdisplay in Rot-Gelb-Blau, durch das Schnecken krochen mit Häusern wie Comic-Augäpfeln und in dem defekte Puppen mit Horrormasken herumlungerten wie Wiedergänger aus dem Spielzimmer auf der Suche nach Vergeltung für erlittenes Leid durch Kinderhand. Das ist unterhaltsam, mitreißend und auf bizarre Weise poetisch. Kein Wunder eigentlich, dass Kurz spätestens seit seiner Teilnahme an der viel beachteten Überblicksschau „Made in Germany 3” in der Kestnergesellschaft Hannover unter äußerst gespannter Beobachtung der Szene steht. Dietrich Roeschmann