Jan Vorisek

Porträt
14. Juni 2018
Text: Julia Moritz

Jan Vorisek bei Galerie Bernhard, Zürich, Liste – Art Fair Basel,
Warteck PP, Burgweg 15, Basel.

Normalerweise sind wir es, die in die Tische fallen. Im Werk des Zürcher Künstlers Jan Vorisek (*1987) fallen die Tische in uns. So geschehen an der Eröffnung von Voriseks erster Schweizer Soloschau in der Galerie Bernhard. Autsch! „Rented Bodies”, die zentrale Installation, warf eine für Vorisek zentrale Frage auf: gruppieren sich diese Skulpturen um uns oder wir uns um sie? Die Sozialität des Materials mischt sich unter die Menge; eine Menge, die immer auch eine ökonomische ist, eine aufmerksamkeitsökonomische sowie grundlegend materielle. Denn diese Tische sind keine Tische. Sie sind – Kunst. Verhältnismässig dysfunktional. Oder wirken sie nur so, im Verhältnis zu unserer mässigen Funktionalität? Es ist genau diese Ambivalenz, die uns verbindet, den Tisch und mich. Mich und die Miete; in einem System auf Pump, in dem sich Subjekt und Objekt, Arbeit und Zeit voneinander leihen. Natürlich schafft Vorisek mehr als Tische, mehr als Installationen – immer aber 100% Design-Produkt aus Gift Shops, Thrift Shops, Shop windows, PhotoShop, Windows, workshops, Word. Immer mit höchster Sorgfalt arrangiert und re-arrangiert zu einer Art Environment, Assemblage, Happening, die jeden Winkel bespielt, materiell oder gestisch, kinetisch und doch fast unbewegt.

Normalerweise klingt Voriseks Kunst. Diese Qualität seiner Arbeit kann man als arretierte Performance beschreiben; Objekt gewordene Aktion, die abklingt, nachklingt, widerhallt. Wie seine bei Aufenthalten in China erforschten Metall-Kreisel „Whip Top Drone”: knarzende, geradezu halluzinogene, vage technoide Seufzer. Denn zuhause, das ist Techno, für Jan Vorisek; zum Beispiel H.O.M.E. (House Of Mixed Emotions), die inzwischen legendäre Reihe von Clubnächten, die er mit Mathis Altmann und Lhaga Koondhor organisiert. Doch schnell zurück zum Werk, zum Still: dort, wo aller Gebrauch des Klangs abfällt von seinen Quellen, von Arbeit; wo Vorisek den Sound bei sich selbst behält, Technik sich loslöst vom Tun – und Metall dominiert, ob in Platinenform, funkelnden Kettchen, tanzenden Tischen, glitzerndem Heimtextil. Denn zuhause ist ein emotionaler Gemischtwarenladen, bestenfalls.