Judith Kakon

Porträt
1. September 2017
Text: Baharak Omidfard

Judith Kakon (mit Mia Sanchez): A Word ist a Shadow that falls on a lot of Things.
Ausstellungsraum Klingental, Kasernenstr. 23, Basel. Dienstag bis Freitag 15.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr. 2
0. August bis 24. September 2017.
Judith Kakon: Kunstpreis Alexander Bürkle 2017.
Kunsthaus L6, Lameystr. 6, Freiburg.
Donnerstag bis Freitag 16.00 bis 19.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
16. September bis 5. November 2017.

Vor zwei Jahren wurde die in Basel geborene Künstlerin Judith Kakon (*1988) mit dem Ernte-Kunstpreis der Mobiliar ausgezeichnet. Nun geht auch der alle drei Jahre verliehene Alexander-Bürkle-Kunstpreis an Kakon. Aus diesem Anlass ist im Freiburger Kunsthaus L6 im Herbst eine Einzelausstellung der Preisträgerin zu sehen. Auch ansonsten ist die Künstlerin derzeit sehr präsent. In der Kunsthalle Basel wird sie an der Ausstellung des Kunstkredit Basel-Stadt beteiligt sein und zusammen mit Mia Sanchez kuratiert sie im Ausstellungsraum Klingental die Gruppenschau „A word is a shadow that falls on a lot of things“, an der auch eigene Arbeiten Kakons zu sehen sein werden.

Judith Kakon greift für ihre meist raumgreifenden, ortsbezogenen Werke auf architektonische Komponenten zurück, die sie funktionsfremd zusammenfügt. Diese Werkgruppen entstehen aus zusammengestellten Segmenten, die ihre Autonomie unabhängig von der Ganzheit des Werkes dadurch beweisen wollen, indem sie einerseits über eine geschlossene Form verfügen und andererseits ihre eigene Bezeichnung, eine Art Untertitel, tragen. Um mehr an die Architektur und damit an die urbane Wirklichkeit anzuknüpfen, benutzt Kakon für diese großformatigen Arbeiten industrielle Baustoffe wie Beton, Gitterböden, LED-Leuchtmittel oder mit Spiegelfolie verkleidete Glasscheiben. Unentschieden zwischen skulptural und bildhaft entstehen vertraut-fremdartige Atmosphären. Sie sind weder bekannt-alt noch unbekannt-neu. Trotz der starken Verbindung zu den jeweiligen Ausstellungsorten setzen sich die latenten Eigenschaften der Werke durch. Sie transformieren die bestehenden Orte zu etwas Neuem. Damit sind auch im Ausstellungskontext „Übergangsorte“ oder „Nicht-Orte“ denkbar. Kakon schreibt hierzu: „Ein Augenmerk liegt auch auf Räumen und Situationen, die kürzlich eine Veränderung unterlaufen haben oder die sich gerade im Wandel befinden.“

Reflexionsbilder und die in ihnen entstehenden illusionistischen Räume lassen ein weiteres Interessenfeld bei Kakon erkennen. Im Ausstellungsraum spiegeln ihre Arbeiten einen Teil von sich wieder und reflektieren zugleich den Winkel des Orts, in dem sie sich befinden. Auf diese Weise reduziert die Künstlerin das Dreidimensionale auf das Zweidimensionale, während das von ihr verwendete Material – zum Beispiel Spiegelfolie – es wiederum ermöglicht, durch die Reflexionen zu der ursprünglichen Dreidimensionalität zurückzukehren. Durch die Überlagerung von Reflexionen erreicht Kakon im Werk eine Tiefe, die jedoch nur eine optische Täuschung ist. Bei jeder Annäherung oder Entfernung empfängt der Betrachter neue und flüchtige Reflexionsbilder.

In anderen Werkgruppen verwendet Kakon als Medium die Sprache und deren visuelle und semantische Formen. Die Sprache wird dabei verändert und verfremdet. Auch hier gewinnt das Werk einen Doppelcharakter, der zwischen real und fiktiv pendelt. Die mehrdeutigen Werktitel und die damit  verbundenen Konnotationen wie „Untitled (Alibaba)“ und die produktbezogenen Bezeichnungen wie „Alviero Martini, Voyage“, welche beim Betrachter die Assoziation von Produktbeschreibung und  Marketing auslösen sowie eine Reihe von provozierenden Messages, Labels und Kommentaren wie „If you are not in this business, pls let me know“, welche Kakon in Form eines Stickers als Teil ihrer Arbeit anbringt, erzeugen ebenfalls Illusionsräume, selbst wenn sie auf den ersten Blick eindeutig und trivial erscheinen.