Florence Jung

Porträt
28. Mai 2017
Text: Dietrich Roeschmann

Florence Jung an den Swiss Art Awards 2017, Messe Basel, Halle 4.

In der Kunsthalle Basel können die Besucher derzeit zwischen zwei Ticketoptionen wählen: Einfach oder mit allem. Mit allem ist nicht teurer, aber dafür gibt’s mehr fürs Geld. Was genau, erläutert Kuratorin Elena Filipovic in einem Brief, die nur den All-inclusive-Besuchern ausgehändigt wird: „Florence Jung wurde gebeten, diese Ausstellung mit zu kuratieren. Sie nutzte diese Position, um auf alle Aspekte der Entscheidungen beim Ausstellungsmachen einzuwirken. Diese Einflussnahme ist ihr Beitrag zur Ausstellung, wobei Genaueres jedoch vertraulich ist”. Die spekulative Performance „jung52” ist die bislang aktuellste Arbeit von Florence Jung, einer in Frankreich geborenen Künstlerin, die sich konsequent weigert, ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen, Interviews mit Zitaten anderer beantwortet, Schauspielerinnen engagiert, die sie bei Kunstevents vertreten, und sich auch ansonsten auf eine spektakulär aufdringliche, kluge und komplexe Weise rar macht. Zentrales Thema ihrer extremen Konzeptkunst sind die Mechanismen des Kunstbetriebs, die Jung in Happenings und Performances, von denen oft nicht mehr als eine Idee existiert, gleichermaßen nutzt, seziert und unterläuft. Für eine kaum beachtete, womöglich virtuelle Gruppenschau in einem Hotelzimmer in Nordkorea etwa steuerte sie lediglich einen Gedanken bei, der sich in dem Moment selbst zerstören sollte, in dem er gedacht wurde. Medienwirksam inszeniert war dagegen ihr – erfolgreicher – Versuch, die Jury des renommierten Aeschlimann Corti-Stipendiums 2015 zu bestechen, und auch ihr viel diskutierter Beitrag zur Zürcher Manifesta 11 war von erheblicher Brisanz: Er bestand in der Verpflichtung von Chef-Kurator Christian Jankowski, bei jedem seiner zahlreichen öffentlichen Auftritte im Uhrenland Schweiz eine gefälschte Rolex zu tragen.