Matthias Gabi
Swiss Art Awards 2017
Messe Basel, Halle 4.0.
Federico Vavassori, Mailand, Liste – Art Fair.
Warteck pp, Burgweg 15, Basel.
Ein „Objekt“, nichts anderes: ein Plastiklöwe auf gelbem Grund, Mastermind-Spielstecker in ihrer Dose, ein mit einer gemalten Sonne bedruckter Papierlampion. Gestochen scharf, in klaren Farben, zentral platziert sind die Gegenstände, die der 1981 in Bern geborene Künstler Matthias Gabi in seiner Serie „Objet“ aufs Foto bannt. Greifbar, erkennbar, Balsam für das überreizte Auge, den verwirrten Geist. Endlich einmal einfach ein Ding, wie es ist. Wenn nicht der Schatten wäre, den die Dose so malerisch wirft, oder das unwirklich-auratische Leuchten, das vom künstlich bestrahlten Lampion ausgeht. Und wenn nicht die schöne, bunte Oberfläche der Dinge sich gerade in ihrer betonten Klarheit als so inszeniert und zugleich als so stumm, so opak erweisen würde. Gabis Formulierung, er mache „Bilder über Bilder über Welt“ lässt sich letztlich auf all seine Werkserien anwenden. In „Objet“ exponiert er Oberflächen, so wie sie uns in der Werbung, im Fernsehen, in Sachbüchern, im Internet permanent begegnen – und überlässt sie dem Betrachter. Der feststellen muss, dass sie stumm bleiben, nichts erzählen, dass sie die Illusion, das Dargestellte zu erfassen, nur geschickter betreiben als alle anderen Fotografien. So klug wie perfide lässt Gabi dabei dasjenige sprechen, das er untersucht. Er reflektiert Vorgehensweisen, indem er sie nachahmt. In der Serie „Buchdruck“ fotografiert er gedruckte Bilder aus Büchern ab – „Amerikaner“, „Wolf“, „Rakete“ –, druckt und rahmt sie; er reproduziert die Reproduktion, gibt dem bereits beispielhaften Bild prototypisches Gewicht. Ob in der präzisen Fotografie, ob im bildlichen Kategorisieren und Kanonisieren von Lebensbereichen, oder auch im vergrößernden Herausgreifen eines Filmstills aus der Bilderflut eines Films: Gabi stellt die illusionären Versuche aus, der Unüberschaubarkeit unserer Welt Herr zu werden, sie geistig einzufangen; er enthüllt die tiefe Unmöglichkeit, über das Abbild zur Wahrheit zu gelangen. Wesentlich zeigen seine Fotos nicht, was auf ihnen zu sehen ist, sondern wie in unserer Zeit gesehen wird.