Jochen Schmith

Porträt
26. Mai 2017
Text: Chris Gerbing

Jochen Schmith, bei Galerie VI, VII, Oslo
Liste – Art Fair Basel, Warteck pp, Burgweg 15, Basel.

Hinter dem Allerweltsnamen mit der kleinen Irritation am Ende des Nachnamens, hinter dieser einen – zugegeben fiktiven – Person verbergen sich viele. Nämlich: ein Künstlerkollektiv, das sich im ersten Studienjahr bei Eran Schaerf an der Hamburger Kunstakademie fand. Das Trio – die gebürtige Pariserin Carola Wagenplast, der in Kapstadt geborene Peter Hoppe und der Stuttgarter Peter Steckroth – verwandelt mit seinen Kunstwerken den öffentlichen Raum, aber auch alltägliche Orte in ein Atelier. Dabei arbeiten die drei an den großen Fragen unserer Zeit, die sie ästhetisch überhöhen oder durch subtile Eingriffe leicht verfremden und so zum Nachdenken anregen. Die Konsumgesellschaft, die damit verbundenen Werte, aber auch der Preis eines Produkts ist ihr beherrschendes Thema, dem sie mit interdisziplinären Installationen nachgehen, in denen Videos und Skulpturen gleichberechtigt zum Einsatz kommen. Ob Flure von Hotels oder der Arbeitsagentur, Tagungen oder exklusive Clubs – was Kunst ist, wird aus dem Raum und seinem Kontext heraus definiert, wodurch er selbst zum Atelier wird.

Die Nebensächlichkeiten, die in VIP-Lounges bei Kunstevents von den finanziell potenten Sammlern zurückgelassen werden, wie angerauchte Zigarren, werden von Jochen Schmith gesammelt und in Bronze gegossen. Durch den Materialwechsel, die Präsentation auf einem Sockel und in einer eigens dafür geschaffenen, hochwertigen Box wird aus dem wertlosen Abfall ein Kunstwerk. Das Objet trouvé stand dafür sicher auch Pate, wird aber lustvoll umdefiniert. An anderer Stelle ging Jochen Schmith den wohlklingenden Markennamen nach, aber mit ironischer Note, denn die zu Granulat gemahlenen Raubkopien bekannter Turnschuhe mussten als Teil der Installation betreten werden. Die Marke wurde im Wortsinn mit den Füßen getreten, das Recycling verhalf dem Original aber wieder zu seinem Wert. Das Künstlerkollektiv Jochen Schmith erhielt in den letzten Jahren etliche renommierte Auszeichnungen und war bereits in der Bundeskunsthalle zu Gast. Es wechselt in seinen Werken immer wieder zwischen künstlerischer Analyse und strategischem Vorgehen, wodurch sich dem Betrachter Zwischenräume öffnen. Aspekte des Dazwischen kommen ironisch gewandet zur Sprache, an der die Umgebung abgeglichen werden kann.