Mona Ardeleanu

Porträt
8. Mai 2017
Text: Annette Hoffmann

Mona Ardeleanu.
Kunsthalle Nürnberg, Lorenzerstr. 32, Nürnberg.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 20.00 Uhr. 1. Juni bis 13. August 2017.

Die Titel der Bilder von Mona Ardeleanu (*1984) beschreiben einen inneren Widerspruch. Es sind Worte, meist Substantive, die sich auf einen abgeschlossenen Vorgang beziehen wie „Schnürungen”, „Fold” oder „Circuit”. Andere wie „Dreidel” suggerieren, dass die Idee dieses vierseitigen Kreisels ist, vor dem Auge ineinanderfließende Flächen entstehen zu lassen. Ardeleanus Bilder hingegen sind zwar starr, aber von angehaltener Dynamik, so dass man kaum hinsehen kann, ohne nachvollziehen zu wollen, wie hier all die Falten gelegt wurden, dort gekräuselt, geschnürt, gestülpt und drapiert wurde. Da kann einem durchaus ein bisschen trimmelig im Kopf werden. Der leichte Schwindel rührt auch daher, dass man ahnt: Hier geht es nicht allein um die malerische Handhabung schöner Stoffe, sondern darum, dass jede Falte, gemäß Gilles Deleuze, vor allem ein geistiges Abenteuer ist. 2013 waren Ardeleanus Bilder in der Frischzelle im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen, jetzt stellt die Marianne-Defet-Stipendiatin in der Kunsthalle Nürnberg neue und ältere Arbeiten aus.

Ardeleanus Malerei verbreitet die Opulenz und Sinnlichkeit einer historischen Malerei unter den Bedingungen der Dekonstruktion. Betrachtet man ihre zeitaufwendig gemalten Ölbilder, glaubt man kaum, dass sie eigentlich mit Comics und Graffiti anfing. In Stuttgart studierte sie folgerichtig bei Alexander Roob, später während Gastsemestern bei Karin Kneffel, Daniel Richter und Franz Ackermann. Dass am Ende ausgerechnet Stoffe, Spitze und Kordeln aus ihren anfänglich überbordenden Bildkompositionen nach einer schrittweisen Reduzierung übrig blieben, mag auch damit zu tun haben, dass man in Stuttgart Textildesign studieren kann und die Bibliothek bestens ausgestattet ist. Mona Ardeleanus „körperlose Körper“, wie sie sie selbst nennt, entstehen auf einem monochromen Hintergrund, mit dem sie auch beginnt. Seit einiger Zeit gehen ihnen Aquarelle voraus, auf die sie wie ein Bildfundus zurückgreift. So seltsam abgetrennt vom Körper diese Hauben, Beutel, Muffs, Nester oder Schnürungen auch wirken, sind sie doch nicht ganz unnarrativ. Obgleich die Art, wie die Malerin auf der Leinwand Stoffe kombiniert und formt, mit Trachten oder historischer Kleidung kaum etwas zu tun hat, erzählt dies doch etwas über uns. Man kann diese Muster, die mal prächtig, mal folkloristisch ausfallen, kaum ohne zumindest eine leichte Spur von Sentimentalität betrachten. Stoffe sind die zweite Haut des Menschen. Wir haben aus der Not, uns zu schützen, ein Distinktionsmerkmal gemacht. Derartige Muster findet man heute nur noch in Museen, in kulturhistorischen Abteilungen oder in der Gemäldegalerie. Sie erzählen vom sozialen Stand ihrer Träger, ihren Lebensumständen, aber auch von den handwerklichen Fähigkeiten, sie herzustellen. Und nicht zuletzt war der schöne Schein von Seide, Taft, die satte Wärme von Baumwolle immer schon eine Sache der Malerei.

Die Nähe der Materialien zum Körper verführt dazu, diese Gebilde vertraut zu finden. Das sind sie nicht. Das Auge mag antizipieren, wie sie sich anfühlen würden und es versteht auch intuitiv den erotischen Reiz dieser Falten und Öffnungen, doch diese Gebilde sind immer auch malerische Schöpfungen. Oft spielt Mona Ardeleanu Bildideen in Serie durch, so als wollte sie diese am Material testen. Durch eine Reihe jüngerer Serien hinweg sind in den letzten beiden Jahren auch Arbeiten entstanden, auf denen sie bildfüllend Stoffe ausgebreitet, gefaltet, drapiert und enfaltet hat. Volumen entsteht in der Fläche und nicht mehr unbedingt im Raum. Malerei kommt bei Mona Ardeleanu gut ohne die physikalischen Gesetze aus.