Nils Nova: Tiefenraum

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8. Februar 2017
Text: Tiziana Bonetti

Nils Nova.
Kunstplattform akku, Gerliswilstr. 25, Luzern.
Donnerstag bis Freitag 16.00 bis 19.00 Uhr, Samstag 11.00 bis 16.00 Uhr.
Bis 19. März. 2017.
www.akku-emmen.ch

In graduellen, horizontalen Abstufungen entwickelt sich die in matten schwarz-violetten Tönen ruhende Leinwand zu einer von roten Nuancen dominierten Farbfläche. Zunehmend verblassend nimmt der Ton in der oberen Bildhälfte allmählich eine weisse Substanz an, um der Farbigkeit schliesslich ganz zu entsagen. Indem Nils Nova (*1968) diese Arbeit mit dem Titel „Keilbild“ (2009) versieht anstatt mit „Dämmerung oder Himmel“, weist er darauf hin, dass er nicht etwa die Reproduktion eines Naturphänomens oder eines in realis vorhandenen Gegenstandes beabsichtigt, sondern dem Betrachter auf Keilrahmen bespannte Acrylmalerei auf Leinwand zu sehen gibt.

In der von Lena Friedli kuratierten Einzelschau „Fenster Fenster“ in der Kunstplattform akku sind im grossen Saal Arbeiten des Luzerner Künstlers ausgestellt, die dazu einladen, dem rhythmisch pulsierenden Farbenspiel auf der Oberfläche der Leinwände zu folgen. Stets in horizontalen oder vertikalen Farbstreifen organisiert, die auch mal eine wellenartige Struktur annehmen können, erinnern Arbeiten wie „Fenster 5“ (2016) oder „Fenster 9“ (2017) an graphische Hüllkurven akustischer Schwingungen in einem Oszillogramm. Mit diesen „Fenster“-Bildern konterkariert Nova die bildmetaphorische Funktion der „finestra aperta“, die seit Leon Battista Albertis Traktat „De pictura“ ein nach zentralperspektivischen Regeln konstruiertes Bild bezeichnet, das einen Tiefenraum suggeriert und damit einen illusorischen Ausblick vortäuscht.

In der anlässlich der Ausstellung konzipierten Arbeit „Reflektion, akku“ (2017) trägt Nova einer anderen Absicht Rechnung: Eine Fototapete, welche die Rückwand einer mitten im Raum platzierten Wand bedeckt, zeigt eine aus mehreren Fotografien montierte Aufnahme des leeren Ausstellungsraumes. Auf diese Weise soll der grosse Saal dem Betrachter als Raum voller künstlerischer Möglichkeiten begreifbar gemacht werden. Wie ein Spiegel gibt die Fototapete den Blick frei auf den sich im Rücken des Betrachters befindlichen Raum.

Im Kabinett dagegen eröffnet die Hängung diverser Arbeiten in Acryl auf Leinwand einen Einblick in Novas malerisches Werk der letzten Jahre. Darunter befindet sich auch die Serie „Empty Center“. Hier entfalten monochrome Farbflächen durch die zentripetal sukzessive Helligkeit eine tiefenräumliche Wirkung. In dieser Serie manifestiert sich einmal mehr, dass in Novas künstlerischer Auseinandersetzung stets die Frage nach dem Raum mitschwingt – sei es der Raum des Bildes selbst oder der Raum, in dem sich der Betrachter aufhält.