Corona Studios II: Paul Ahl

Paul Ahl, Umverpackung 123, 2020, Beton, Pigment, 57 x 26 x 10,5 cm, Courtesy the artist
Thema > Corona Studios II
5. März 2021
Text: Paul Ahl

Paul Ahl, *1983, lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Freiburg.
www.paulahl.de

Paul Ahl wird vertreten von der Galerie Marek Kralewski, Freiburg.

Paul Ahl, Umverpackung 138, 2020, Beton, Pigment, Schaumstoff, 19,5 x 19,5 x 4,5 cm
Paul Ahl, Umverpackung 138, 2020, Beton, Pigment, Schaumstoff, 19,5 x 19,5 x 4,5 cm, Courtesy the artist
Paul Ahl, Dispersion 30, 2020, Beton, Pigment, Schaumstoff, 53 x 53 x 7 cm
Paul Ahl, Dispersion 30, 2020, Beton, Pigment, Schaumstoff, 53 x 53 x 7 cm, Courtesy the artist

Beim Beton fasziniert mich der bewegliche, flüssige Zustand hin zum festen, harten. Es geht um das Erforschen des Materials. Um die Verbindung des Beton mit seinem Untergrund oder der umgebenden Form. Ich gehe auf Entdeckungsreise und hoffe überrascht zu werden. Mich interessiert die Ästhetik der Formsprache von industriell hergestellten Verpackungen. Hüllen transformieren sich zu Körpern und Innen wird Außen. Ich versuche, etwas sichtbar zu machen, das wegen des schnellen Alltags leicht übersehen oder gar nicht wahrgenommen wird.



Fünf Fragen an Paul Ahl

Hast du in den vergangenen sechs Monaten staatliche Hilfen beantragt? Und wurden sie bewilligt? Gab es in dieser Zeit ausgefallene oder verschobene Ausstellungen, Veranstaltungen, Stipendien, Jobs, Reisen? Konntest du Arbeiten verkaufen?
Ja ich habe Hilfe beantragt und auch erhalten, was eine gewisse Zeit hilft. Anfang des Jahres sind zwei wichtige Einzelausstellungen ausgefallen, wovon eine davon auf einen ungewissen Zeitpunkt verschoben wird. Und im letzten halben Jahr ist eine Messe und zwei Gruppenausstellung ausgefallen, die auf Mitte diesen Jahres verschoben wurden. Meine Jobs in der Veranstaltungsbranche sind komplett ausgefallen und somit eine wichtige finanzielle Säule. Bei den bisher stattgefundenen Ausstellungen, habe ich meistens auch Arbeiten verkauft.

Hat sich dein Arbeiten während des letzten Jahres verändert? Wie?
Ich würde sagen, dass sich mein Arbeiten nicht verändert hat, aber meine Stimmung. Ich habe in der letzten Schaffensphase viel mit Verpackungen und Materialien des Alltäglichen gearbeitet und diese in Betongüssen festgehalten. Dies tue ich auch weiterhin. Teilweise akzentuiere ich diese stark mit Pigmenten und Farben. Die Verwendung von Farbe ist für mich derzeit sehr wichtig und tut gut – im Kontrast zur tristen Stimmung dieser Zeit. Es ist ein sehr unbefriedigendes Gefühl Kunst zu schaffen, aber nicht zu wissen, wann diese gezeigt werden kann. Die einzige Möglichkeit, mich zu präsentieren, sind meine Homepage und die sozialen Medien. Mir fehlt der Austausch mit den Betrachtern meiner Arbeiten und darüber ins Gespräch zu kommen, was bei ihnen angestoßen wird. Daraus ziehe ich wiederum Inspiration und kann meinen Blick weiten. Ich fühle mich durch die derzeitige Situation mit meiner Arbeit allein und kaum wahrgenommen.

Wie hast du Solidarität erfahren?
Solidarität habe ich erfahren auf der Freiburg Art Fair, wo 30% des Geldes verkaufter Arbeiten an alle beteiligten Künstler verteilt wurde. Auch durch die staatlichen finanziellen Hilfen. Man hört von hier und dort Worte des Mitgefühls, aber mehr passiert auch nicht.

Welchen Einfluss hat der langfristige Lockdown auf den Austausch mit anderen? Was macht das mit der Kunstszene?
Es fehlt massiv an Austausch, so wie im Moment eben in fast allen Lebensbereichen. Kunst lebt durch die Betrachtung und diese findet quasi fast nicht statt. Wie die Werke vieler Künstler leben meine Arbeiten davon, dass der Betrachter sich dem Werk nähern, die Perspektive wechseln, die Strukturen und Materialität im Raum auf sich wirken lassen kann. Die Kunstszene lebt auch von einer Vielzahl von Veranstaltungen, im Moment kann sie sich außer online kaum zeigen und existiert in meiner Wahrnehmung praktisch kaum noch.

Die Kultur- und Kunstszene war schnell und hart vom Lockdown betroffen und ist es nach wie vor, bislang unabsehbar. Ist das okay, oder wie hätte ein anderer Umgang mit Kunstschaffenden aussehen können? Wie soll es weiter gehen, was muss anders werden?
Ich sehe, dass es komplizierte Zeiten sind und ich habe auch keine Lösung parat. Aber es fehlt an Diskussion, Berichterstattung, Dialog und Wertschätzung bezüglich der Situation von Kunstschaffenden und der Kunstszene, die einen sehr wertvollen und wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Das wirkt wie vergessen.




Corona Studios II ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg