Nicole Bachmann, *1973, lebt in London und Zürich.
www.nicolebachmann.net
Bachmann ist vom 18. September bis 1. November 2020 an der Ausstellung „Fluid Bodies“ in der Galerie für Gegenwartskunst, E-Werk, in Freiburg beteiligt.
In meiner künstlerischen Praxis beschäftige ich mich immer wieder mit Sprache, mit deren Bedeutung in der Gesellschaft und mit der Verbindung zwischen Sprechakt und Körper. Dabei gilt mein Interesse auch der Frage, wie Sprache und Körper als Form von Widerstand oder Protest funktionieren können. Dabei spielt der Körper als Ort des Wissens eine zentrale Rolle.
In den letzten Wochen hatten Fragen nach Körperlichkeit, Nähe, Austausch und Kollaboration plötzlich eine andere Dringlichkeit. Was heisst es in Zeiten von „social distancing“ eine kollaborative und performative Praxis zu haben? Und wie erleben wir diese Entfremdung der Körperlichkeit?
Ich hatte Mitte März, kurz vor der Schliessung noch eine neue Performance „full stop slightly high“ (2020), in London bei VITRINE gezeigt. Die Arbeit beschäftigte sich mit sozialen Normen, deren Verinnerlichung und der darauf folgenden Selbstzensur. Die zwei Tänzerinnen sprachen und bewegten sich in dem langen, schmalen Raum, welcher zum Platz hin aus Fenstern besteht, wobei der Raum als Sinnbild dieser Einschränkungen fungierte.
Durch die neue Situation der Pandemie, bekam die Arbeit plötzlich einen leicht anderen Inhalt. Es betraf nicht nur die Normierung der inneren Welt, sondern nun vor allem die Aussenwelt, welche stark reglementiert wurde. Die Tänzerinnen waren plötzlich nicht mehr nur eingeengt, sondern nun durch die Scheiben von den Körpern des Publikums geschützt. Zudem wurde die Scheibe ein Symbol der Trennung zwischen den Körpern. Die Arbeit war ein zutreffender Kommentar zu der momentanen Situation.
Die Zeit im Atelier brauchte ich hauptsächlich zur Recherche und Schreiben neuer Texte.
Corona Studios I ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg