Celia Brown, *1954, lebt und arbeitet in Freiburg i.Br.
Zuletzt erschien von ihr anlässlich der Ausstellung „Wunderwelten“ im Kunstverein Gut Altenkamp in Papenburg die Publikation „Wunderland“ (modo Verlag, Freiburg 2019, 64 S.).
www.celiabrown.de
Die Quelle der Bedrohung ist unklar. Die Wege des Virus sind undurchdringlich. Leichter ist es mir vorzustellen, dass ein Krokodil im Sumpf lauert oder ein furchterregender Vogel im Dickicht.
Zunächst gelähmt, als ob ein Python sich um meinen Körper wickelt, stelle ich mir vor, dass ich auf Krokodilen reiten könnte, mit Federn fliegen, mit Krallen das Wirrwarr auseinanderpuzzeln.
Die Vogelfrau ist von einer Karikatur in einer Zeitschrift des 19. Jahrhunderts inspiriert. Damals haben die Viktorianer aus aller Welt exotische Tiere nach England gebracht. Als Folge der Überzeugung selber Höhepunkt der Evolution zu sein, zogen sie sich Tierteile an und fühlten sich mächtig. Nun lehrt uns die Natur, dass sich ein Virus mit unseren Lungen zu verkleiden vermag. Solchen Vorgängen in meinem Inneren kann ich als Künstlerin schlecht nachspüren.
O Virus, zeig uns dein Gesicht!
Zephyrus
Abstürzen. Wenn nur Zephyrus uns helfen könnte, sanft zu landen.
Wie einst Psyche, die Seele, die vom Berg fiel.
Während die Zephyre eigentlich unsichtbar sind, wie in der Erzählung des Apuleius, füllen sich plötzlich die Figuren und Formen in meinen Zeichnungen mit noch mehr kleinen Pünktchen und Strichen. War diese Bildsprache ursprünglich von meiner Beschäftigung mit Zellbiologie und Quantenphysik inspiriert, sehe ich nach dem Lockdown nun Masse und Haare. Die Alice, die bei ihrem Sturz in die Erde (ins Wunderland) an Fledermäuse dachte, steht in gefährlichen gewachsenen Gefilden. Sprang doch das Virus von solchen Tieren zu sichtbaren Menschen über.
In der Geschichte von Amor und Psyche ist Amor mal Tier, mal Gott. Vielleicht kann dieses ambivalente Verhältnis zwischen Natur und uns eine neue Ausrichtung durch das Corona-Desaster bekommen.
Corona Studios I ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg