Marlene McCarty: Into the Weeds.
Kunsthaus Baselland, St. Jakob-Str. 171, Basel.
Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 19. April 2020.
Im Entrée des Kunsthauses Baselland wachsen in einem großen Beet Pflanzen unterschiedlicher Größe und Gattung. Ins Auge stechen ein mittig stehender Oleander sowie kleine Baumwollstöcke und ein Hagebuttenstrauch. Andere Pflanzen strecken gerade erst ihre ersten Blätter durch das Erdreich. Sie werden sich im Laufe der Ausstellung von Marlene McCarty (*1957) entfalten. Bei der in Zusammenarbeit mit den Merian Gärten entstandenen Arbeit „Into the Weeds“ geht es der amerikanischen Künstlerin um das Verbot und die Auslöschung des tradierten Wissens von Heilerinnen. Ein Wissen, das nicht nur Linderung von Frauenleiden während der Menstruation, des Gebärens und der Menopause brachte, sondern Frauen zudem die Kontrolle über Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Geburt in die Hand gab. Im Zuge der Hexenverfolgungen wurde dem weiblichen Geschlecht die Selbstbestimmung über den eigenen Körper entzogen und dieser allmählich der männlichen Domäne der Medizin unterstellt. Anhand eines Faltblatts kann man die Verwendung der ausgestellten Pflanzen nachlesen, die zumeist die Möglichkeit von Heilung, Rausch und Tod enthalten. In der Zeit als in den USA Sklaven nur noch „vermehrt“ werden konnten, indem Sklavinnen geschwängert wurden, griffen viele Pflückerinnen auf die Einnahme von Baumwollwurzeln zurück, um Schwangerschaftsabbrüche zu verursachen. Die Pflanze ist somit gleichermaßen ein Symbol der Ausbeutung als auch der Rebellion. Nicht weit entfernt hängen zwei riesige Zeichnungen, auf denen jeweils ein rundes Betonbecken inmitten eines wuchernden Gartens zu sehen ist. Formal erinnern sie an Skulpturen von Donald Judd. Inhaltlich verweisen sie jedoch auf ein Familiendrama: 1975 verbrannte Marlene Olive zusammen mit ihrem Freund die Leichen ihrer Eltern. McCarty erforschte in den 1990er Jahren die Hintergründe dieses Elternmordes und suchte in Archiven nach weiteren Zeugnissen zu enger Familienbeziehungen, die von den Heranwachsenden gewaltsam beendet wurden. Eine zweite monumentale Zeichnung zeigt ein fragmentarisches Gefüge von ineinander verwobenen Personen: 2005 ermordete die streng religiös erzogene und von der Außenwelt abgeschottete Kara Beth Borden ihre Eltern.
Der Frage nach der menschlichen Natur gehen auch McCartys Zeichnungen von Primaten nach: Die Affen kommunizieren mittels Gebärdensprache oder gehen eine intime Mutter-Kind-Beziehung ein, wie das Affenjunge Sugito mit einer Wissenschaftlerin. Es sei den Anthropologinnen zu verdanken, so McCarty, dass Tiere heute als sensibles Gegenüber mit Sprachvermögen, Empathiefähigkeit und Sozialkompetenz angesehen werden. Die Ausstellung erzählt eine eindrückliche Geschichte von Macht und Unterdrückung zwischen Mann und Frau, Mensch und Tier sowie Eltern und Kindern.