Ralph Fleck: Bilder aus vierzig Jahren.
Städtische Galerie Offenburg und Kunstverein Offenburg-Mittelbaden, Amand-Goegg-Str. 2, Offenburg.
Dienstat bis Freitag 13.00 bis 17.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 19. Juni 2019.
Wie unendlich groß muss wohl das Glück sein, wenn alles malenswert erscheint? Oder liegt darin womöglich auch Grund für Qual, die Welt mit seinen Bildern doch nie ganz erfassen zu können? Die Städtische Galerie Offenburg und der Kunstverein Offenburg-Mittelbaden haben sich für eine Retrospektive des Freiburger Malers Ralph Fleck (*1951) zusammengetan. Vermutlich gab es keine Probleme, die beiden Stockwerke im Kulturforum mit Werken aus den letzten 40 Jahren zu füllen – allein seine Paris-Bilder sollen die Zahl 500 übersteigen. Diese Welthaltigkeit zwischen Städte- und Meereslandschaften, Kuchenstücken und Schlachthöfen hat seine Ambivalenz, es ist ein erschöpftes Glücksgefühl, das eindeutiger ausfiele, wenn die Ausstellung nicht derart umfangreich wäre.
Zum seriellen Arbeiten dürfte Ralph Fleck durch seinen Lehrer Peter Dreher an der Freiburger Außenstelle der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe gekommen sein, bei dem er auch 1978 seinen Meisterschüler machte. In den 1990er Jahren etwa entstehen Städtebilder wie das von Paris, das weitgehend in Grün- und Brauntönen gehalten ist, 2017 etwa malt er dann „Genova“, die Stadt wird durch eine Blockbauweise bestimmt, die Fassaden schaffen einen Rhythmus, der aus Architektur etwas macht, das sich gut auf dem Grat zwischen Abstraktion und Figuration eingerichtet hat. Auch Gerhard Richter hat sich mit Stadtansichten intensiv auseinander gesetzt, erst mit Luftbildern des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Deutschlands, dann mit Siedlungen, die im Wiederaufbauprogramm hochgezogen wurden. Richter ging es um die Strukturen, aber auch um den Optimismus des vermeintlichen Neuanfangs. Fleck befasst sich, indem er auf klassische Genres zurückgreift, immer auch mit der Geschichte der Malerei, insofern wundert auch der Bezug zu Richter nicht. Flecks Malerei ist vor allem in der Ausführung originell, der extrem pastose Farbauftrag ist geradezu sein Markenzeichen. Was seine Themen angeht, so orientieren sich diese oft am Kanon und wenn einmal nicht, dann scheinen sie die Motive eines weit gereisten Flaneurs zu sein. Ralph Fleck reizt seine Motive aus, zum Meer etwa zieht es ihn immer wieder, viele Darstellungen von Lanzarote etwa gibt es in unterschiedlichen Licht- und Farbstimmungen, aber auch von der Nordsee, und dann sind da noch die Darstellungen von Bergen, auch das Matterhorn ist darunter. Manchmal scheint es, dass gerade jene Sujets ihn fesseln, die fast zum Klischee geworden sind, selbst Monets Seerosen schrecken ihn nicht. Seine Bilder scheinen dann wie eine Materialisierung zweiter Ordnung und ein Anlass immer wieder neu zu schauen.