Clare Kenny: If I was a rich girl

Review > Basel > Kunst Raum Riehen
17. Mai 2019
Text: Fiona Hesse

Clare Kenny, If I was a rich girl.
Kunst Raum Riehen, Baselstr. 71, Basel-Riehen.
Mittwoch bis Freitag 13.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 30. Juni 2019.

www.kunstraumriehen.ch

Träumen Sie nicht auch manchmal davon, Sie wären so reich, dass Sie Ihre eigenen vier Wände nach Herzenslust mit Werken namhafter Künstler bestücken könnten? Die britische Künstlerin Clare Kenny (*1976) belässt es nicht mehr bei Tagträumereien. Für ihre aktuelle Ausstellung „If I was a rich girl“ hat sie im Kunst Raum Riehen Baumaterial und eigene Arbeiten mit Werken bekannter Kunstschaffender kombiniert, um ihre ganz persönliche Vision einer idealen Inneneinrichtung in die Realität umzusetzen.

Durch den Einsatz fliederfarbener Wandfarbe – als Hommage an den klassizistischen Innenarchitekten Robert Adams –, farbiger Lambris, Decken- und Fußleisten, zahlreicher Zierpflanzen sowie überlanger Vorhänge und bunter Teppiche wird der ansonsten eher nüchterne Charme des Riehener White Cubes fast behaglich. Jeder Raum der Ausstellung ist anders gestaltet und um Werke von Künstlern ergänzt, die Kennys künstlerische Entwicklung inspiriert haben, wie etwa Helen Chadwick, Louise Bourgeois oder Robert Ackling. Die Stehlampen für die dezentrale Beleuchtung und die Töpfe für die Blumen hat Kenny selbst modelliert; Stoffe und Teppiche mit eigenen Fotomotiven bedrucken lassen. Diese können mehrfach reproduzierte Details beschädigter Fotografien aus ihrer Studienzeit in London sein, aber auch Teile ihres eigenen Körpers. So finden sich auf den Gardinen unter dem Dach ihre Füße, im Souterrain wiederum ihre Nase – wenn auch von Kenny vorab nicht bewusst geplant, so ist diese Art künstlerischen Kopfstands doch ein schönes Resultat des Zufalls, das ihrem Gestaltungskalkül entgegenwirkt.

Die Funktionen der jeweiligen Räume in der Ausstellung bleiben allerdings ebenso vage wie die in den Titeln ihrer Werke angedeutete ironische Brechung ihres künstlerischen Täuschungsmanövers. Obwohl „Stained reputation“ oder „Veneer of respectability“ durchaus als Anspielungen zu verstehen sind, wie wir uns mit unseren Gestaltungsambitionen gegenseitig fröhlich etwas vormachen, wäre ihrer Auseinandersetzung mehr von dem fast schon sarkastischem Ton früherer Arbeiten wie etwa der Serie „Enough rope to hang ‘emselves“ (2016) zu wünschen. Im Titel der Schau spielt die Künstlerin zwar mit ihren persönlichen Ideen eines Lebens jenseits monetärer Sorgen, dennoch sind es bei weitem nicht nur fantasievolle Mädchenträume, mit denen die Besucher in Riehen konfrontiert werden. Vielleicht ist es gerade die Nichtdefinition und Nichtbrechung, durch die Clare Kenny den Betrachtern Raum lässt, ihrem Spiel mit der oberflächlichen Täuschung auf den Leim zu gehen – oder aber das Potential zu nutzen, die eigenen Wünsche und gesellschaftlichen Einflüsse, denen wir alle immer wieder unterliegen, kritisch zu hinterfragen.