Warum Kunst?
Museum Ulm & Kunsthalle Weishaupt, Ulm 2018, 256 S.,
24 Euro.
Warum bringen Menschen Ton in Form, malen Bilder, zeichnen oder meißeln an Steinen herum, um Dinge hervorzubringen, die auf den ersten Blick keinen unmittelbaren Nutzen haben? Die Anthropologie sagt: Weil Formbewusstsein zur Spezies Mensch gehört. Die Neurobiologie sagt: Weil künstlerische Tätigkeit das Belohnsystem im Hirn aktiviert. Die Psychologie sagt: Weil Kunst von der Existenz des Unbewussten erzählt.
Anlässlich einer breit angelegten Ausstellung im Museum Ulm und in der Kunsthalle Weishaupt, die Artefakte zum Thema aus 42.000 Jahren versammelt (bis 7.10.), widmet sich nun eine reich bebilderte Publikation mit Beiträgen von Karin Dannecker, Tilman Allert und Wolfgang Ullrich dieser Frage – und konstatiert für die Gegenwart unter anderem eine schleichende Rückkehr in vormoderne Zeiten, als Kunst vor allem der Repräsentation von Macht und Status diente. Stefanie Dathe, Direktorin des Museums Ulm und Co-Kuratorin der Schau, hält in ihrem Essay „Darum Kunst!” dagegen und sieht in ihr vor allem eine Quelle gesellschaftlicher Kernkompetenzen wie Empathie, Offenheit und Toleranz.