Nelly Haliti, Swiss Art Awards 2018, Messe Basel, Halle 3.
www.nellyhaliti.ch
Unter den Kunstschaffenden, die derzeit in der Gruppenschau „Geist Genf. Narrative Malerei aus dem Umfeld Genf“ in der Kunsthalle Palazzo ausstellen, gehört Nelly Haliti (*1987) zu jenen, die am wenigsten erzählend sind. Sie fiktionalisiere nicht, hat sie einmal in einem Interview gesagt. Haliti ist in der Liestaler Schau, in der auch Werke ihrer früheren Genfer Dozenten Caroline Bachmann und Peter Roesch zu sehen sind, mit mehreren Bildern vertreten, die einerseits durch eine geradezu trocken wirkende Ölmalerei auffallen, andererseits durch Motive, die gleichzeitig figurativ und abstrakt zu sein scheinen. Ein bisschen sieht das nach Tarnmuster aus, manchmal nach großen Pflanzenblättern, dann vermutet man in den geschwungenen Farbflächen so Figürliches wie eine Frau, die den Arm hebt. Tatsächlich liegt der Ursprung dieser Bilder im Erleben des Lichts während eines Stipendienaufenthalts in Rom. Das Licht drang so intensiv in ihr Atelier ein, dass es Muster auf Wände und den Boden zeichnete. In der Folge begann Haliti, die aus einer bulgarischen Familie stammt – der Vater Maler, die Mutter Ingenieurin –, Elemente aus Papier auseinanderzuschneiden und neu zusammenzusetzen.
Dieses Faible für Zerstören, Transformieren, Rekonstruieren klingt wie ein Nachhall des Dekonstruktivismus und nähme so auf die Theoriefreudigkeit, die an welschschweizerischen Hochschulen herrscht, Bezug. Doch Nelly Haliti verknüpft das Formale eng mit dem Inhaltlichen. In ihrer Arbeit „Fortuna“ von 2015/15 projizierte sie Filmsequenzen vom kommunistischen Denkmal Buzludzha in Bulgarien, seiner brutalistischen Architektur und seinen Mosaiken mit propagandistischem Inhalt auf mehrere Flächen, die sich um eine Mittelachse drehten. Zu keinem Moment konnte man das Video in einer linearen Weise sehen. Dies spiegelte das Vergehen einer Erinnerung wieder, so wie überhaupt der verwendete 16mm-Film für Nelly Haliti ein Medium des Verschwindens ist.