Pascal Danz: Retrospektive.
Museum Franz Gertsch, Platanenstr. 3, Burgdorf.
Mittwoch bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr
Bis 5. März 2017.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Highlights, modo Verlag,Freiburg 2016, 112 S., 42 Euro | ca. 55 Franken.
www.museum-franzgertsch.ch
Von erhöhtem Standpunkt hat Pascal Danz mehr als einmal Zürich fotografiert. Auch wenn er dabei grosse architektonische Projekte entstehen sah, war ihm wenig gelegen an Architektur oder Stadtentwicklung. Sein Zürich ist von Nebelschwaden erhellt, die dicht bebaute Landschaft glänzt in der Sonne vor einer sommerlichen Alpenkulisse. Die Winterversionen reduzieren die Palette und verlieren im Gegenlicht ihre tektonische Festigkeit. Wenn der Maler auf Basis mehrerer Fotos das Stadtbild im Breitformat neu aufbaute, vermittelte er an die Leinwand vor allem Phänomene des Lichts. Seine Panoramen, die er 2011 schliesslich auch in ein nächtliches Lichtermeer tauchte, nehmen nun einen ganzen Saal im Untergeschoss des Museum Franz Gertsch ein. So erleben wir etwas von Danz’ Bewegung in Varianten, von seiner insistierenden Recherche in der Transformation von Fotografie in Malerei.
Die Ausstellung im Museum Franz Gertsch setzt 1996 ein und reicht bis an die Monate, die Pascal Danz letztes Jahr in Island geplant hatte und die sein plötzlicher Unfalltod so jäh unterbrach. Die zeitliche Klammer bewirkt das Nebeneinander von einer Landschaft von 1996, die fast nur aus der Spiegelung eines dunklen Wolkenhimmels besteht, und dem ebenso kleinformatigen Porträt von Seydisfjördur. Im kleinen Winterbild der isländischen Ortschaft hat sich der Maler – noch vor seinem Abflug – gleichsam an die atmosphärischen Bedingungen seiner Destination herangetastet. Ruhig spiegelt sich die verschneite Bergflanke über den Häusern im Fjord – und schenkt ihm etwas, was seine Landschaften immer wieder suchen: Das Geheimnis einer Tiefe, die sich nicht der Zentralperspektive verdankt, sondern einer bewegten Palette, in der sich Erinnerungen und Assoziationen einfinden.
Der 1961 in Südafrika geborene Pascal Danz hat seine Ausbildung zum Künstler in Luzern und Genf durchlaufen. Er benutzte mehrheitlich Vorlagen aus zweiter oder dritter Hand. Nicht nur interessierte ihn der jeweils andere Blick. Fotografien, die er aus der fortlaufenden Zirkulation der Medien und des Internets isolierte, boten ihm auch die Möglichkeit, kollektiv erinnerte Augenblicke in die Dauer zu überführen. Vor allem aber wird aus der retrospektiven Ausstellung lesbar, dass seine Malerei – jeden persönlichen Duktus und jede subjektiv anmutende Handschrift meidend – nach beiden Seiten offen bleibt: Die Frage nach der Herkunft von Motiven ist genauso anwesend wie die Andeutung ihres möglichen Verlusts. Malerei ist also ein Zwischenraum, der im Finden von Bildern auch ihr Verschwinden vorwegzunehmen scheint.
Sorgfältig belegen ausgewählte Werke und Werkgruppen Pascal Danz’ Beitrag zu einer Malerei, die das Aufkommen digitaler Bilder erfinderisch und mit Neugier beantwortete. Drei Essays zeichnen im Begleitkatalog sein Selbstverständnis und seine künstlerische Recherche nach. Solche Konzentration ist wichtig und legitim anlässlich einer monografischen Schau, die ursprünglich keine Gedenkschau hätte werden sollen, sondern beabsichtigte, den Maler in der Nachbarschaft und punktuellen Verwandtschaft zu Franz Gertsch vorzustellen. Wenn die Bilder bei ihren Leihgebern zurück sind oder vom Nachlass aus zu ihren Liebhaberinnen und Liebhabern gelangen, wünscht man ihnen die Vereinzelung: Denn ihre Sanftheit, ihren Reiz, ihr inniges Verhältnis zu Erinnerung und Materie können sie dann ausspielen, wenn sie den Blick überraschen und den Vergleich herausfordern. Am besten tun sie das im Zusammenprall mit einem Alltag, in dem Bilder flüchtig und selbstverständlich scheinen.