Kunsttage Basel: Nach der Ernte wird gefeiert

Kunsttage
Ivo Dimchev, The Selfie Concert, 2024, Foto: Theater Festival Basel
Thema
23. August 2024
Text: Redaktion

Kunsttage Basel 2024, 30. August bis 1. September 2024.
www.kunsttagebasel.ch

Kunsttage
Claudia Wieser, The Sense of Approach, 2023, Foto: Andreas Zimmermann, Courtesy the artist & von Bartha
Virginie Sistek, Church Parties; Purry Footage, Performance Kunsthaus Baselland, 2024, Foto: Christoph Bühler
Kunsttage
Agnes Denes, Wheatfield – A Confrontation, 1982/2024, Messeplatz Basel im Juni 2024, © Art Basel

Bald ist auf dem Vorplatz der Basler Messe auch die zweite Hälfte des Weizenfeldes verschwunden, das die Land-Art-Künstlerin Agnes Denes dort anlässlich der jüngsten Art Basel gepflanzt hatte. Die 93-Jährige Amerikanerin verstand das Feld als eine Art Reenactment ihrer legendären Hommage an die nährende Natur, für die sie 1982 auf einer mit dem Aushub des World Trade Centers aufgeschütteten Fläche im New Yorker Battery Park Urban Farming in großem Stil betrieben hatte. Auf einem der historischen Fotos dieses Innenstadtfeldes ist die Freiheitsstatue zu sehen, die ihre Flamme über die Ähren hält. Schwer zu sagen, wo hier die Grenze zwischen Pathos und Ironie verlief. In Basel verknüpfte Agnes Denes die Eröffnung ihres neuen Ackers vor den Toren des Kunstmarktes mit einer stillen Mahnung: „Die Zukunft ist unberührt“, sagte sie, „geht behutsam mit ihr um“. Im Herbst sollte die Ernte eingefahren werden. Dazu wird es nun wohl nur noch in kleinem Maßstab kommen. Weil der Messeplatz nach der Abreise der Sammler:innen und Galerist:innen für das nächste Event zur Verfügung stehen sollte – einen Soccer Court im Rahmen der UEFA Women’s Euro 2025 –, räumte die verantwortliche MCH Group entgegen urspünglicher Planungen kurzerhand die Hälfte von Agnes Denes’ Weizenfeld ab – ohne die Künstlerin zu informieren. „Respektlos“, fand Denes das, aber typisch: „Ich habe mich mein ganzes Künstlerinnenleben mit solchen Sachen herumschlagen müssen“, sagte sie der Basler Zeitung im Interview. „Ich wurde übergangen, zur Seite gedrängt, missachtet, weil ich eine Frau bin“.  

Wenn am 30. August die Kunsttage Basel die Ausstellungssaison mit Vernissagen, Aktionen und   Talks an gut 60 Orten in der Stadt eröffnen, dürfte die Ernte des Öko-Kunstprojekts zwar eingefahren und der Messeplatz endgültig geräumt sein, aber die Erinnerung an ein wogendes Weizenfeld in der sommerlichen Innenstadt bleiben – und an ein künstlerisches Statement von großer Sichtbarkeit.​​​​

Höhepunkt des umfangreichen Gratisprogramms der Kunsttage Basel dürfte der Super Saturday sein, mit einer Performance der Genferin Davide-Christelle Sanvee im kHaus am Rhein, dem „Selfie Concert“ des bulgarischen Künstlers Ivo Dimchev sowie elegischen Elektrosounds des Zürcher Duos Egopusher im Kunstmuseum Basel und der Afterparty in der Kaserne mit der in Basel und Bern lebenden Ghanaerin DJ Qpaem.

Und nicht nur in Basel spannen zum Saisonstart die Institutionen, Galerien und Offspaces mit Kunst- und Partyschaffenden zusammen. In München kooperieren lokale Kunsträume unter dem Titel „Various Others“ mit internationalen Kolleg:innen, und während in Genf das Quartier des Bains rund ums MAMCO feiert, bereitet man sich in Zürich schon auf den Artsalon im Oktober vor.