Maria Ceppi, Hybrid Shapes.
Kunstmuseum Thurgau, Warth.
Montag bis Freitag 14.00 bis 17.00 Uhr, Samstag und Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
2. November 2025 bis 8. März 2026.
kunstmuseum.tg.ch
Maria Ceppi.
Fabian Lang, Obere Zäune 12, Zürich.
Dienstag bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag 12.00 bis 16.00 Uhr.
Bis 15. November 2025.
fabianlang.ch
Die Grenzen zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum definieren, wie wir uns verhalten. Dürfen wir zuhause ganz wir selbst sein, müssen wir uns draußen immer in Beziehung zu anderen setzen. Wie die Verflüssigung dieser Grenzen für produktive Verwirrung sorgen kann, führen die Skulpturen von Maria Ceppi (*1963) mit feinem Gespür fürs Surreale und viel Mut zur Farbe vor. Zu sehen sind sie jetzt gleich in zwei Ausstellungen in der Schweiz, bei Fabian Lang in Zürich und im Kunstmuseum Thurgau in Warth.
Was die Bildhauerin interessiert, ist das rebellische Potenzial kleiner Gebrauchsgegenstände aus unserem unmittelbaren Alltag, die sie dann um ein Vielfaches vergrößert und zu hybriden, völlig unwahrscheinlichen Objekten von absoluter Nutzlosigkeit zusammensetzt – zumindest solange man der Überzeugung ist, dass Poesie keinen Nutzen hat. Doch schon das ungläubige Staunen, das Ceppis aus Lappen, Gießkannentüllen, Zierknäufen oder Haarspangen arrangierte Skulpturen auslösen, belegen das Gegenteil. Die Walliser Künstlerin präsentiert ihre anarchischen Mashups aus kleinen Unscheinbarkeiten als Monumente und bereitet damit der Banalität des Privaten die große Bühne, sei es im Außenraum, im Museum oder in der Galerie. Man könnte darin eine Hommage an all die Dinge sehen, die das Leben mit uns teilen.
Bei Fabian Lang geben Maria Ceppis Arbeiten unter dem Titel „Chimära“ einen schönen Ausblick auf das, was ihre kommende Soloschau „Towards Elsewheres“ im Kunstmuseum Thurgau erwarten lässt: Mischwesen und fröhliche Materialmutanten, wohin der Blick auch fällt. „Screwbite“ etwa, ein mit roten Muttern verschraubtes Tortenstück in Pink. Keramikbananen mit Patronenhülsenstängeln aus Messing oder ein Rohr, aus dem vertrocknete Blätter und ein Apfel wachsen. Am Ateliertisch in handlichem Maß als Modell entworfen, skaliert Ceppi ihre Hybride dann ins Riesige, druckt einzelne Teile am 3D-Printer aus, andere werden gegossen oder von Hand modelliert, schließlich farblich gefasst und aufwendig miteinander verbunden. Einen großen Einfluss auf ihre Arbeit habe Silvia Bovenschens Buch „Über-Empfindlichkeit. Spielformen der Idiosynkrasie“ gehabt, erzählte Ceppi der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen 2024 bei einem Artist Talk in Zürich. Die Experimentierlust, mit der die Bildhauerin alltägliche, vergängliche, oft übersehene oder superbanale Dinge miteinander verbindet und so zu einem neuen, zweiten Leben erweckt, erinnert entfernt an die kreative Neugier eines Frankenstein. Die bemerkenswert gut gelaunte Monstrosität ihrer Skulpturen ist allerdings alles andere als zum Fürchten.





