Corona Studios I: Hannah Kindler

Hannah Kindler, Entwurf eines Kostüms für Per-Post-Kollaboration, Entwurf eines tragbaren Objektes, fungiert auch als Atemmaske, 2020, © Hannah Kindler
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7. Mai 2020
Text: Hannah Kindler

Hannah Kindler, *1987, lebt und arbeitet in Freiburg. Sie ist eine interdisziplinäre Künstlerin mit Schwerpunkt Textil. Sie ist Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
www.hannahkindler.com

Ihre Arbeiten waren zuletzt bei der Regionale 20 zu sehen. Im September stellt im Forum Kunst Rottweil aus.

Durch die Corona-Pandemie ist eines ganz deutlich geworden: alles hängt untrennbar zusammen und wir sind alle abhängig voneinander. Plötzlich werden Fragen und Forderungen nach (Versorgungs-)Gemeinschaft, (Familien-)Zugehörigkeit, gegenseitige Hilfe und Solidarität laut.
Meine Arbeit entsteht zu großen Teilen in Kollaboration, auch über Landesgrenzen hinweg. Durch die Kontaktsperren muss unsere Gemeinschaft umdisponieren. Wir haben neue Methoden entwickelt: Die Kollaborateur*innen fertigen einen Teil der Arbeit in ihrer jeweiligen Disziplin an (Video, Kostüm, Malerei, Fotografie etc.) und senden dieses Objekt dann zur weiteren Bearbeitung an die nächste Person, woraufhin diese das Objekt in ihr weiteres Schaffen mit einbezieht. Auf diese Weise entsteht trotz Entfernung ein gemeinsames Werk.

Auch durch die Maskenpflicht ergeben sich spannende neue Möglichkeiten. Im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit geht es häufig um die Auseinandersetzung mit körperlichen und kulturellen Identitäten, (Geschlechter-)Stereotypen und ihre Rollen in der Gesellschaft. Kleidung nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein und so sehe ich auch Masken als eine zu bespielende Oberfläche. Meine Kollaborateurin Nika Timashkova und ich entwickeln für die Wiedereröffnung der Freiburger Galerie für Gegenwartskunst (E-Werk) im Juni, tragbare Objekte, die außerdem den Schutzanforderungen einer Atemmaske entsprechen. Kleidung und somit auch Masken interagieren mit unserem Körper und spielen mit Originalität, Anpassung, Aneignung und Imitation. Trotz der teilweisen Verhüllung und der Verdeckung der Mimik, wird durch die Wahl der Maske etwas von der Träger*in enthüllt und eine tägliche Neuinszenierung der eigenen Identität wird möglich.




Corona Studios I ist ein Projekt der Redaktion artline.org,
ermöglicht dank großzügiger Unterstützung vom Kulturamt der Stadt Freiburg